Bischof Bedford-Strohm bestürzt über das schwere Zugunglück – Notfallseelsorge im Einsatz

Bad Aibling/München (epd). Ein schweres Zugunglück im bayerischen Bad Aibling mit zehn Toten und rund 80 Verletzten hat Bestürzung und Betroffenheit ausgelöst. Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, zeigte sich bestürzt. "Es ist etwas Fürchterliches, wenn man zur Arbeit fährt, mitten im Alltag ist und dann plötzlich so etwas Schlimmes passiert." Die kirchlichen Notfallseelsorger vor Ort täten seit den frühen Morgenstunden alles, um die Menschen so gut wie möglich zu begleiten. Bedford-Strohm ist auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Auch die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler äußerte sich erschüttert. "Mein ganzes Mitgefühl und meine Gebete gelten den Familien, die einen ihrer Liebsten verloren haben", sagte die Regionalbischöfin des Kirchenkreises München und Oberbayern. Sie denke in ihrer Fürbitte an die Schwerverletzten und an die Menschen, "die alle Kraft brauchen, um das Erlebte zu verarbeiten".

Mitgefühl für die Familien der neun Menschen, die ihr Leben verloren haben

Am Dienstagmorgen waren auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim zwei Züge frontal zusammengestoßen und teilweise entgleist. Nach Angaben der Polizei gab es neun Tote, 18 Schwer- und 63 Leichtverletzte. Eine Person wurde noch vermisst. Die Unfallursache war zunächst unklar. Der Polizeipräsident von Oberbayern Süd, Robert Kopp, sprach vom "schwärzesten Faschingsdienstag in der Region". Zugleich betonte er, das Zugunglück hätte noch weitaus schlimmer hätte verlaufen können. Ingesamt befanden sich 150 Fahrgäste an Bord – wegen der Faschingsferien deutlich weniger als an normalen Werktagen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprachen Opfern und Angehörigen ihr Mitgefühl aus: "Das ist eine Tragödie für unser ganzes Land, die uns mit Trauer und Entsetzen erfüllt", sagte Seehofer. Bundeskanzlerin Merkel erklärte: "Mein Mitgefühl gilt vor allem den Familien der neun Menschen, die dabei ihr Leben verloren haben. In Gedanken bin ich auch bei den zahlreichen Verletzten, die mit den Folgen des Unglücks ringen."

Auch die beiden großen Kirchen drückten ihre Verbundenheit mit den Betroffenen aus. Der Münchner Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte: "Unsere Gedanken und unsere Anteilnahme gehören den Opfern dieses Unglücks." Mit großer Erschütterung fühle man sich den Angehörigen der Opfer als Kirche verbunden. "Wir erbitten Gottes Beistand und Trost für sie."

Notfallseelsorger in ökumenischen Teams

Ein großes Team von evangelischen und katholischen Notfallseelsorgern hat sich um die Betroffenen des Zugunglücks von Bad Aibling gekümmert. Nach Auskunft des Dekanats Rosenheim waren mindestens sechs evangelische Pfarrer an der Unglücksstelle; weitere Seelsorger befanden sich in Rufbereitschaft. "Notfallseelsorger kümmern sich um Leichtverletzte und Menschen, die das Unglück miterlebt haben", erklärte Hanjo von Wietersheim, Beauftragter für Notfallseelsorge der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, in einem epd-Gespräch.

In Bayern gibt es rund 600 evangelische Notfallseelsorger. Sie arbeiten in ökumenischen Teams eng mit katholischen Seelsorgern zusammen. Zusätzlich zu ihrer Berufsausbildung als Pfarrer oder Diakone absolvieren sie eine 80 Stunden umfassende Zusatzausbildung und besuchen regelmäßig Fortbildungen. Notfallseelsorger kümmern sich um Verletzte bei Unglücken, um Angehörige von Todesopfern sowie um Polizisten und Rettungskräfte nach dem Einsatz.

Der Blutspendedienst in München rief auf seiner Homepage dazu auf, Blut zu spenden. Nach dem Unfall bestehe ein "akut deutlich erhöhter Bedarf an lebensrettenden Blutkonserven". Das Zugunglück von Bad Aibling ist das schwerste in Bayern seit dem Unfall bei Warngau von 1975. Damals waren zwischen Lenggries und München zwei Züge frontal zusammengestoßen, 41 Menschen kamen ums Leben.

9. Februar 2016