Nach dem Zugunglück in Bad Aibling plant die Notfallseelsorge eine Hotline für Betroffene

München/Bad Aibling (epd). Das Notfallseelsorge-Team beim Zugunglück von Bad Aibling will eine Hotline für die Betroffenen einrichten. Viele leicht- oder unverletzte Menschen seien nach dem Unfall auf eigenen Wunsch ohne psychosoziale Betreuung nach Hause gegangen, sagte Hermann Saur, Leiter der Notfallseelsorge der Erzdiözese München-Freising, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Aus unserer Erfahrung wissen wir aber, dass typische Schockreaktionen oft erst Tage nach dem Unglück auftreten", sagte Saur, der am 9. Februar das zwölfköpfige ökumenische Notfallseelsorge-Team bei Bad Aibling geleitet hatte. Die Nummer der Hotline werde in Kürze bekanntgegeben.

Typische Schockreaktionen seien sogenannte Flashbacks: "Man liegt im Bett, und plötzlich schießt die Gesamtsituation des Unglücks ins Bewusstsein, man fühlt sich wie zeitversetzt und erlebt alles noch einmal", erklärte Saur. Auch das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen, sei typisch. "Wir möchten den Betroffenen sagen, dass das normale Reaktionen auf ein nicht normales Ereignis sind", sagte der Notfallseelsorger. Bei Bedarf biete sein Team auch Hausbesuche an.

Bei dem Zugunglück bei Bad Aibling kamen zehn Menschen ums Leben, rund 80 weitere wurden verletzt. Zwei Personenzüge waren am Morgen frontal aufeinandergeprallt. Die Ursache dafür soll laut Medienberichten menschliches Versagen sein, die Polizei machte dazu bislang noch keine Angaben.

10. Februar 2016