Gröhe sieht durch mehr Pflegebedürftige einen wachsenden Bedarf an Fachkräften

Essen (epd). Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat den Wert des solidarischen Gesundheitssystems in Deutschland hervorgehoben. Es habe den zentralen Anspruch, jedem die notwendige Hilfe zu gewähren, sagte Gröhe beim Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen in Essen. Zugleich sei es aber auch effektiv und wirtschaftlich sinnvoll.

Durch den demografischen Wandel stehe das Gesundheitssystem nun vor großen Herausforderungen, sagte der Minister. "In 20 Jahren wird jeder Dritte älter als 60 Jahre sein." Das bedeute nicht nur eine wachsende Zahl Pflegedürftiger. Es bestehe auch ein zunehmender Bedarf an Fachkräften im Gesundheitswesen. "Technik kann die Arbeit von Alten- und Krankenpflegern erleichtern, aber nicht ersetzen."

Zusammen zum Ziel

Dem Fachkräftemangel wolle die Bundesregierung unter anderem mit der angestrebten Modernisierung der Pflegeausbildung begegnen. Sie solle dazu beitragen, dass "wir auf Dauer das gute Personal, das wir brauchen, auch erhalten", sagte der Minister weiter. Vorgesehen ist eine Zusammenlegung von Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflegeausbildung. 

Angesichts der wachsenden Zahl älterer Patienten mit chronischen, dementiellen und Mehrfacherkrankungen sei es wichtig, auch den Pflegebereich in den Kliniken zu stärken, sagte der CDU-Politiker. Daneben müsse es mehr Zusammenarbeit zwischen Berufsgruppen und über medizinische Disziplinen hinweg geben, wie etwa in den Palliativteams, die aus Ärzten, Pflegekräften, Psychologen und weiteren Fachleuten bestehen.

Außerdem brauchten die Krankenhäuser in Zukunft eine "intelligente Arbeitsteilung", sagte der Gesundheitsminister. Es könne nicht mehr alles an jedem Ort in gleicher Qualität geleistet werden. Neben Kliniken mit Grund- und Regelversorgung werde es spezialisierte Häuser geben. Deren Experten könnten aber mit Hilfe moderner technischer Kommunikationsmittel auch kleinere Krankenhäusern unterstützen. 

Manchmal braucht es mehr als Medikamente

Weitere Anstrengungen kündigte Gröhe in den Bereichen Krankenhaushygiene und Prävention an. Gesundheit in Kitas, Schulen und Betrieben zum Thema zu machen, senke letzten Endes auch Kosten, etwa wenn es gelinge, Nikotinkonsum und Folgeerkrankungen zu vermeiden oder die Zahl der Diabeteserkrankungen zu reduzieren.

Der rheinische Präses Manfred Rekowski betonte die Bedeutung menschlicher Zuwendung im Gesundheitswesen. "Bei die Heilung mancher Krankheiten hilft manchmal schon das rechte Wort zur rechten Zeit", sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. Bei anderen sei ein größerer medizinischer Aufwand notwendig und gebe es mehr Pflegebedarf. "Aber auch dann geht es nicht ohne Zuwendung und Vertrauen."

Den Sozialpolitischen Aschermittwoch haben die Evangelische Kirche im Rheinland und das Bistum Essen 1998 ins Leben gerufen. Mit der Veranstaltung wollen sie einen "Kontrapunkt zum Politspektakel der Parteien" setzen und öffentlich für Solidarität und Gerechtigkeit in der Gesellschaft eintreten.

10. Februar 2016