EKD-Kulturbeauftragter Claussen: Die Vielfalt im Film bewahren

Berlin (epd). Der neue Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, will die Rolle der Kirche als Kulturkraft stärken. Bei der Filmarbeit etwa setzt er besonders auf Vielfalt. "Film kann als Nachschöpfung der Schöpfung verstanden werden", sagte Claussen am Abend des 14. Februar auf einem ökumenischen Empfang bei der Berlinale. Die Kirchen sollten ihren Beitrag dazu leisten, diese Fülle zu bewahren.

Er rief Familien dazu auf, nicht nur amerikanische Blockbuster gemeinsam anzusehen, sondern auch Exkursionen durch die Filmgeschichte zu wagen. "Insbesondere an Schulen sollten Filmvorführungen sorgfältig ausgewählt und pädagogisch besser genutzt werden", appellierte der 51-jährige Leiter des Kulturbüros der EKD.

Die Kultur des Erinnerns teilen die Kirchen mit dem Kino

Er bedauerte, dass es in Deutschland keine cineastische Erinnerungskultur wie in Frankreich gebe. "Wer die Tiefe und Weite der Kinowelt erkundet, kann auch die Tiefe und Weite der echten Welt erahnen", betonte Claussen. Die bewusste und schöne Kultur des Erinnerns teilten die Kirchen mit dem Kino. Claussen verwies darauf, dass das Engagement der Kirchen für die Filmkultur bis in die 1920er Jahre zurückreicht. Die kirchliche Filmkritik hat mit den Publikationen "epd Film" und dem katholischen "Filmdienst" auch im publizistischen Bereich jahrzehntelange Tradition.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch betonte in seiner Ansprache die enge Verbindung zwischen Kirche und Film: "Film bewegt die Menschen und was die Menschen bewegt, bewegt auch die Kirche." Auch thematisch sei die Schnittmenge groß. "Es gibt nichts wahrhaftig Menschliches, das nicht im Film seinen Widerhall fände", sagte Koch weiter. Er sei gespannt, welche Impulse und Erkenntnisse von der diesjährigen Berlinale ausgehen und verwies auf Produktionen wie "Das Tagebuch der Anne Frank" von Hans Steinbichler, der gemeinsam mit Hauptdarstellerin Lea van Acken zu Gast war.

"Zwischen Kunst und Kirche dolmetschen"

Der Kulturbeauftragte der EKD wird für sechs Jahre ins Amt berufen. Von 2006 bis 2014 war die Theologin Petra Bahr in dieser Position. Claussen war zuvor Hauptpastor und Probst in Hamburg. "Ich habe das Privileg, zwischen Kunst und Kirche zu dolmetschen", erklärte Claussen seine Aufgaben. Dabei läge ihm das Kino besonders am Herzen. Experimente wie den "Star Wars"-Gottesdienst, der im Dezember in der Berliner Zionskirche abgehalten wurde, bezeichnete Claussen als eine legitime, aber gestalterisch anspruchsvolle Aufgabe.

Während der Veranstaltung stellte Marisa Winter, Präsidentin der Ökumenischen Jury, die neuen Mitglieder dieses Gremiums vor. Sie bilanzierte, dass von den 23 Preisträgern der Jury 19 auch eine Auszeichnung der Berlinale-Jury erhalten hätten, acht davon sogar den Goldenen Bären. Die Jury zeichnet Filme aus, die sich mit bedeutenden sozialen, gesellschaftlichen und religiösen Themen auseinandersetzen.

15. Februar 2016