Dresdner Kreuzkirche startet 800-Jahr-Feier mit Tafelwoche

Dresden (epd). Die Dresdner Kreuzkirche hat für eine Woche umgeräumt: Mehr als 100 Kirchenbänke sind vier festlich gedeckten Tafeln gewichen. Dort, wo sonst Gottesdienstbesucher hintereinander in den Bankreihen sitzen, darf jetzt gespeist werden. Das Angebot der Tafelwoche richtet sich vor allem an Obdach- und Wohnungslose, doch jeder Dresdner oder Tourist ist ebenfalls willkommen.

Mit der Aktion, die bis zum 28. Februar dauert,  startet die Kreuzkirche ihre Feierlichkeiten zum 800-jährigen Bestehen, das sie in diesem Jahr zusammen mit dem Kreuzchor und der Kreuzschule feiert. "Wir wollen ein diakonisches Zeichen setzen", sagt der Dresdner Superintendent Christian Behr, der sich für das Projekt im Jubiläumsjahr eingesetzt hat. Der Kirchenraum könne auf diese Weise mal ganz anders erlebt werden, sagt Behr, das sei ihm im Sinne einer Öffnung nach außen wichtig.

"Mehr Leben in die Kirche"

Beim gemeinsamen Mittagessen kommen die Gäste ins Gespräch. Das nutzt auch eine arbeitslose junge Frau auf der Suche nach Kontakten. Nicht weit entfernt sitzen zwei junge Franzosen, die auf ihrer Tour durch Europa in Dresden Halt machen.

Mit der Tafelwoche werde "mehr Leben in die Kirche gebracht", sagt Behr. Sie biete Platz auch für Menschen, die der Kirche fernstehen und sonst in kein Sakralgebäude gehen. Einige Gemeindemitglieder hätten allerdings auch Vorbehalte gegen diese Nutzung eines liturgischen Ortes, berichtet Behr. Doch der Theologe ist sich sicher: Der Raum bleibt Kirche, er wird aber vor allem ein Kommunikationsort.

Auch Asylbewerber kommen

Tagsüber erklingt oft Musik, verschiedene soziale Träger stellen sich vor. Bei einem "Tag des Flüchtlings" am 26. Februar will unter anderem das Deutsche Rote Kreuz über seine Arbeit informieren. Zum Essen werden dann auch Asylbewerber erwartet. Zudem finden reguläre kirchliche Veranstaltungen wie der Sonntags-Gottesdienst und die traditionelle Kreuzchorvesper am Samstagabend statt - alles in der umgeräumten Kirche.

Täglich steht für rund 120 Personen ein Mittagessen bereit. Zudem gibt es rund 20 Schlafplätze für Obdachlose. Bedürftige finden am Abend in den Künstlergarderoben im Keller der Kirche ein Quartier. In der ersten Nacht kamen elf Personen.

Eine Wiederholung der Tafelwoche 2017 schließt Superintendent Behr nicht aus. (epd/ekd)

24. Februar 2016