Landesbischof Meister ist entsetzt über Grenzschließungen

Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Schließung der Grenzen in den Balkanstaaten scharf verurteilt. "Ich bin entsetzt darüber, dass zurzeit ein Land nach dem anderen den Stacheldraht ausrollt und Grenzländer wie Griechenland trotz einer drohenden großen Krise mit den Flüchtlingen alleine lässt", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. "Ich habe deshalb die große Sorge, dass Europa diesen humanitären Stresstest nicht besteht und Grundwerte wie Menschlichkeit, Solidarität und Barmherzigkeit verrät", fügte der evangelische Theologe hinzu.

Derzeit sitzen Medienberichten zufolge Tausende Flüchtlinge auf der Balkanroute in Griechenland, Kroatien und Serbien fest. Nach Beobachtungen mehrerer Hilfsorganisationen wurden Anfang der Woche die Grenzen zwischen Kroatien und Serbien geschlossen, was eine Kettenreaktion auf der Flüchtlingsroute nach Norden auslöste. Danach schloss Serbien die Grenze zu Mazedonien und Mazedonien wiederum die Grenze zu Griechenland. In den vergangenen Monaten sind Hunderttausende Migranten in Schlauchbooten von der Türkei über das Mittelmeer nach Griechenland gelangt. Von dort ziehen sie über den Balkan weiter nach Mitteleuropa.

Viele kichliche Gremien diskutieren die Flüchtlingskrise

Meister sagte, viele Politiker wollten sich nicht eingestehen, dass "wir nicht nur in globalen Kontexten leben, sondern diesen auch einen großen Teil unseres Wohlstands verdanken". Eine nüchterne Bestandsaufnahme würde zeigen, dass weder politisch noch wirtschaftlich auf die europäische und globale Vernetzung verzichtet werden könne.

Die Kirchen befassen sich dem Bischof zufolge unter anderem im Ökumenischen Rat der Kirchen, in der Konferenz Europäischer Kirchen und in Hilfsorganisationen intensiv mit den Folgen der Flüchtlingskrise. Sie versuchten, durch Solidaritätsbesuche und finanzielle Hilfen Projekte und Kirchen in den Krisenländern zu unterstützen.

26. Februar 2016