Bischof Dröge: Misstrauen gegenüber den Religionen färbt auf die Kirche ab

Berlin (epd). Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, beobachtet ein wachsendes Misstrauen gegenüber Religionen. "Wir haben jetzt das schwierige Phänomen, dass das Misstrauen gegen Religion auch auf uns abfärbt", sagte er der "Berliner Zeitung". Wenn Menschen vor 20 Jahren gefragt wurden, wofür die Kirche stehe, seien Begriffe wie Frieden, Gerechtigkeit oder Bewahrung der Schöpfung genannt worden. "Es wäre keiner auf die Idee gekommen, den christlichen Glauben als verdächtig für Gewaltbereitschaft zu sehen", unterstrich das Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

"Wir denken, dass wir gerade an der jetzigen Situation gefragt sind"

Der Berliner Bischof führte weiter aus, durch die weltweite Situation begegne man jetzt aber der Meinung, am besten lasse man Religion außen vor. Dies scheine die größte Chance auf eine friedliche Gesellschaft zu sein. Er selbst sei der Überzeugung, das genau dies nicht gut wäre: "Unsere christliche Botschaft ist Versöhnung, und wir denken, dass wir gerade an der jetzigen Situation gefragt sind." Wenn religiöses Leben in der Öffentlichkeit gezeigt und diskutiert werde, werde es nicht abgedrängt in extremistische Kreise.

Dröge verwies in dem Interview auch auf die Expertise der Kirchen bei der Integration von Flüchtlingen. Entsetzt äußerte er sich über "die Feindschaft, die uns von rechtspopulistischen Kräften begegnet". Als Beispiele führte er mehrere Vorfälle aus brandenburgischen Orten an, so aus Neuhardenberg und Jüterbog.

"Da kann man nicht von Islamisierung sprechen"

Ängste wegen der nach Deutschland zuwandernden Muslime hat Dröge nicht: "Vielleicht werden wir bei sechs Prozent Muslimen landen. Da kann man nicht von Islamisierung sprechen." Die Kirche verändere sich jedoch. Sei es früher in Westdeutschland selbstverständlich gewesen, Christ zu sein, nehme die Zahl der Gläubigen ab. "Aber diejenigen, die glauben, stehen bewusster dazu", fügte Dröge hinzu. Diese Entwicklung sei zweischneidig: "Das ist auf der einen Seite gut, weil man den Glauben intensiver lebt, es hat aber auch mit Verlusten zu tun. Wir werden ein Anbieter unter vielen sein."

29. Februar 2016