Klinikseelsorger warnen vor Überlastung des Pflegepersonals

Rastede (epd). Die Bundesvorsitzende der evangelischen Krankenhausseelsorge, Sabine Hofäcker, hat vor einer dauerhaften Überlastung der Pflegekräfte in den Kliniken gewarnt. "In den vergangenen Jahren ist die Personaldecke immer dünner geworden", sagte die Pastorin aus Homburg an der Saar dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zusätzliche Pflegekräfte seien dringend nötig, betonte Hofäcker nach einer Bundeskonferenz evangelischer Krankenhausseelsorger in Rastede bei Oldenburg. In früheren Jahren seien die Seelsorger fast ausschließlich für die Patienten zuständig gewesen. Heute nehme die Begleitung der Beschäftigten im Krankenhaus einen viel größeren Raum ein.

Die Pflegekräfte seien mit Überstunden so sehr belastet, dass viele von ihnen auf Fort- und Weiterbildungen verzichteten, sagte Hofäcker. Das sei verständlich: In der Pflege arbeiteten viele Frauen bewusst in Teilzeit. "Sie wollen auch noch Luft für ihre Familien haben", sagte die Pastorin. Viele Krankenschwestern entwickelten aufgrund des Zeitdrucks einen "Scheuklappenblick". Sie erledigten ihre Arbeit so gut es gehe, verzichteten aber auf Dinge, die ihnen eigentlich wichtig seien wie etwa ein kurzes Gespräch am Krankenbett.

Krankenhausseelsorger gut ausgebildet

In Gesprächen höre sie immer wieder, dass die Schwestern ihren Beruf gewählt hätten, um Menschen helfen zu können, berichtete Hofäcker. Oft brächten die Schwestern jedoch beispielsweise das Essen auf die Zimmer, ohne zu wissen, ob die Patienten genug Kraft haben, die Verpackungsdeckel vom Joghurt abzuziehen. Auch wüssten viele ältere Patienten nicht, wo der Klingelknopf ist und wie er bedient wird: "Kleinigkeiten, die den Pflegekräften nicht entgehen würden, wenn sie mehr Zeit für die Patienten hätten."

Die Seelsorge an den Krankenhäusern dagegen sieht die Bundesvorsitzende derzeit gut aufgestellt. "Unsere Leute sind gut geschult und haben alle eine spezielle Ausbildung in klinischer Seelsorge absolviert", sagte sie. Die Zeiten seien endgültig vorbei, in denen immer mal wieder Pastoren und Pastorinnen in die Krankenhäuser abgeschoben wurden, weil sie für Kirchengemeinden nicht mehr tragbar waren.

Jörg Nielsen (epd)

4. März 2016