"Brot für die Welt" warnt vor Pflanzengift Glyphosat

Berlin (epd). Die Entwicklungsorganisation "Brot für die Welt" hat vor einer Zulassungsverlängerung für das umstrittene Pflanzengift Glyphosat durch die EU-Kommission gewarnt. Dies wäre "ein fatales Signal" einer verfehlten Agrarpolitik, erklärte Bernhard Walter, Landwirtschaftsexperte von "Brot für die Welt", in Berlin. Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein.

Die EU-Kommission will die Zulassung des Spritzmittels um 15 Jahre verlängern, Anfang kommender Woche soll in Brüssel darüber abgestimmt werden. Umweltschützer halten den Wirkstoff für hochgiftig und fordern seit Jahren ein Verbot. Während die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" einstuft, sehen Aufsichtsbehörden in Deutschland und der EU bislang keine Gesundheitsgefährdung.

"Aus Gründen der Vorsorge sollte die Zulassung von Glyphosat zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlängert werden", erklärte Agrarexperte Walter weiter. In der Wissenschaft bestehe noch immer Uneinigkeit über die Gefahren dieses Pestizids. Walter plädierte dafür, die Bewertungen der Europäischen Chemikalienagentur und von WHO-Pestizidexperten abzuwarten. Diese Bewertungen würden für dieses Jahr erwartet, hieß es.

Pflanzengift lässt genmanipulierte Saat überleben

"Die weitere Zulassung von Glyphosat hätte eine verheerende Signalwirkung auf die Entwicklungs- und Schwellenländer", unterstrich Walter. Dort lande zehnmal mehr Glyphosat auf dem Acker als in Deutschland, vor allem auf den riesigen Sojaplantagen in Südamerika. So sei der Anbau von gentechnisch veränderter Soja nur mit Glyphosat möglich. Das Pestizid tötet den Angaben zufolge alle Pflanzen ab, "allein die gentechnisch veränderte Soja überlebt die Spritzung", erklärte der Agrarexperte.

"Von Projektpartnern aus Brasilien und Argentinien wissen wir, dass dort die Felder bis zu 18-mal im Jahr mit Glyphosat besprüht werden, oft aus dem Flugzeug. Die Bevölkerung ist dem schutzlos ausgeliefert", berichtete Walter. In diesen Sojagebieten gebe es dreimal so viele Krebsfälle bei Kindern wie in den Gebieten ohne Sojaanbau.

Glyphosat ist den Angaben zufolge das weltweit am meisten verkaufte Pestizid. Es wird sowohl in der Landwirtschaft als auch in privaten Gärten häufig verwendet. Etwa 40 Prozent der Ackerfläche werden in Deutschland mit glyphosathaltigen Pflanzengiften behandelt, hieß es weiter.

4. März 2016