"Brot für die Welt" fordert eine "konsequente Tourismus-Wende"

Berlin (epd). Die Hilfsorganisation "Brot für die Welt" hat die negativen Auswirkungen des Massentourismus auf Menschen und Umwelt kritisiert. Breite Teile der Bevölkerung in den armen Zielländern würden vom Reiseboom nicht profitieren, sagte die Tourismusexpertin des kirchlichen Hilfswerkes, Antje Monshausen, in Berlin anlässlich der Eröffnung der weltweit größten Tourismusmesse ITB. Nötig sei deshalb "eine konsequente Tourismus-Wende". Schließlich seien nie zuvor so viele Menschen weltweit gereist wie heute, sagte Monshausen.

Neue touristische Entwicklungen bringen Land- und Wasserkonflikte

Partnerorganisationen von "Brot für die Welt" beklagten immer wieder, dass neue touristische Entwicklungen mit Land- und Wasserkonflikten einhergehen. Zudem litten die Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen sowie unter Umwelt- und Klimabelastungen. So hätten beispielsweise die nordafrikanischen Länder gezeigt, "dass Tourismus als Monokultur ein sehr riskanter Entwicklungspfad ist", betonte Monshausen: "Jahrelang haben ihre Eliten einträglich vom Tourismus gelebt und mit ihm ihre eigene Machtbasis gestärkt."

Die Bevölkerung habe aber nicht viel davon gehabt, wie etwa die Hungeraufstände in Ägypten selbst in den Boomjahren des Tourismus zeigten, sagte Monshausen. Inzwischen sei die wirtschaftliche Situation noch schwieriger geworden und die Jugendarbeitslosigkeit hoch, "gesellschaftliche Spannungen treten offen zutage".

Marktverzerrungen begünstigen nicht-nachhaltige Angebote

Damit eine Tourismus-Wende gelinge, seien jetzt die Staaten in der Pflicht: "Heute sind nicht-nachhaltige Angebote wegen Marktverzerrungen im Vorteil gegenüber verantwortlich gestalteten Reisen", betonte die Tourismusexpertin. "Brot für die Welt" plädiert für den Abbau klimaschädigender Subventionen, "allen voran im Flugverkehr". Zudem sollten verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflichten für Unternehmen eingeführt werden, "auch wenn sie im Ausland agieren". Das seien wichtige Schritte hin zu einem zukunftsfähigen Tourismus, sagte Monshausen.

9. März 2016