Die Solidarität mit dem zurückgetretenen Zornedinger Pfarrer wächst

Zorneding/München (epd). Der Rückhalt für den wegen Morddrohungen zurückgetretenen Zornedinger Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wächst weiter. Bis zum Nachmittag des 9. März unterschrieben mehr als 66.000 Menschen die Online-Petition "Unser Pfarrer soll in Zorneding bleiben!" Für den Abend waren in der Gemeinde bei München eine Kundgebung gegen Rassismus und eine Lichterkette von der evangelischen Christophorus-Kirche über das Rathaus zur Kirche St. Martin geplant. Eine Rückkehr des aus dem Kongo stammenden Pfarrers indes ist nahezu ausgeschlossen: Das Erzbistum teilte mit, dass Ndjimbi-Tshiende mit sofortiger Wirkung von seinem Dienst in der Pfarrei beurlaubt worden sei. "Das Erzbistum München und Freising trägt diese Entscheidung des Priesters mit", hieß es. Ursprünglich sollte Ndjimbi-Tshiende noch bis Monatsende im Amt bleiben. Die Gottesdienste in der Pfarrei Zorneding werden laut Erzbistum bis auf Weiteres durch Vertretungspriester wahrgenommen.

Im Gottesdienst den Rücktritt angekündigt

Die Anfeindungen gegen den dunkelhäutigen Pfarrer, der 2012 nach Zorneding kam, hatten bundesweit für Aufsehen gesorgt: Im Herbst vergangenen Jahres kritisierte Ndjimbi-Tshiende die örtliche CSU wegen flüchtlingsfeindlicher Äußerungen. Ein CSU-Vertreter bezeichnete den Pfarrer daraufhin als "Neger". In den vergangenen Monaten erhielt Ndjimbi-Tshiende mehrere Drohbriefe. Am 6. März schließlich verkündete der 66-Jährige im Gottesdienst seinen Rücktritt. Die daraufhin gestartete Online-Petition "Unser Pfarrer soll in Zorneding bleiben!" unterschrieben binnen weniger Stunden mehrere 10.000 Menschen.

Auch der evangelische Pfarrer von Zorneding, Manfred Groß, äußerte sich entsetzt über die rassistischen Auswüchse gegen seinen katholischen Kollegen. Die Morddrohungen seien beschämend, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit der Kundgebung gehe es darum, ein Stück Solidarität mit Olivier Ndjimbi-Tshiende zu zeigen und den rechten Kräften zu trotzen.

Abschied "ohne Zorn oder Verbitterung"

Welche Aufgabe der Priester künftig übernimmt, ist laut dem Erzbistum noch nicht geklärt. Ndjimbi-Tshiende lege Wert auf den Hinweis, dass er "ohne Zorn oder Verbitterung" auf seine Jahre in der Pfarrei zurückblicke, hieß es: "Insbesondere ist ihm wichtig zu betonen, dass er sich mit der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher ausgesprochen und versöhnt habe." Gegenüber Medien wolle sich Ndjimbi-Tshiende nicht äußern.

9. März 2016