EKD-Friedensbeauftragter Brahms: Den Waffenstillstand in Syrien intensivst nutzen

Bremen (epd). Der Beauftragte des Rates der EKD für Friedensarbeit, Renke Brahms, hat dazu aufgefordert, den Waffenstillstand in Syrien "intensivst zu nutzen", um den Menschen dort zu helfen. Die Vereinbarung sei zwar brüchig, die Hilfe dürfe aber nicht an fehlendem Geld scheitern, mahnte der Friedensbeauftragte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Geld für Nothilfe-Programme fließe zu zögerlich. "Wenn die Zeit jetzt nicht genutzt wird, ist das ein Armutszeugnis für die gesamte westliche Welt", betonte der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche.

Brüchige Waffenruhe

Im Februar hatten Vertreter von etwa 70 Staaten in London auf einer Geberkonferenz vereinbart, fünf Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs die notleidenden Menschen in Syrien und die Flüchtlinge in den Nachbarländern mit mehr als neun Milliarden Euro zu unterstützen. "Das muss jetzt auch passieren, und zwar schnell", sagte Brahms, der in der Diplomatie die wichtigste Säule zur Beilegung des Konfliktes sieht.

"Ich hätte noch vor drei Monaten nicht zu hoffen gewagt, dass es zu einer wenn auch brüchigen Waffenruhe kommen könnte. Umso großartiger ist es, dass es durch einen diplomatischen Prozess tatsächlich gelungen ist, diesen Weg einzuschlagen, der in Genf begonnen hat." Er müsse konsequent weiter gegangen werden. "Jetzt gibt es wieder Bilder von Kindern, die auf der Straße spielen. Zwar zwischen zerstörten Häusern – aber immerhin."

Dass dieser Weg nicht einfach sei, sei logisch, räumte Brahms ein. Schnelle Analysen seien nicht angebracht. "Dazu gibt es zu viele Beteiligte, ist der Konflikt zu kompliziert. In Syrien vermischen sich ein Bürgerkrieg und ein Stellvertreterkrieg auf eine Weise, wie es das noch nie gegeben hat."

"Jede erdenkliche Chance" nutzen

Brahms erinnerte daran, dass sich im arabischen Frühling im März 2011 in Syrien ein friedlicher Protest zum bewaffneten Konflikt entwickelte. Ein Jahr zuvor hätten noch etwa 22,5 Millionen Menschen im Land gelebt. Mittlerweile seien mehr als die Hälfte der Menschen auf der Flucht. "Mehr als 250.000 Menschen starben."

Das sei der Hintergrund, vor dem nun "jede erdenkliche Chance" genutzt werden müsse, um den Friedensprozess voranzubringen – "an einem Tisch oder an mehreren – ganz egal". Nebenher dürfe die internationale Gemeinschaft nicht aus den Augen verlieren, wie und mit wem das Land später wieder aufgebaut werden könne: "Dabei spielt die Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle."

15. März 2016