Bischofin Junkermann warnt vor Optimierungsdruck

Drübeck (epd). Bischöfin Ilse Junkermann hat dazu aufgerufen, dem wachsenden Optimierungsdruck in Gesellschaft und Politik entgegenzutreten. "Wichtiger als perfekte Beziehungen, perfekte Gemeinden, perfekte Politik" sei der "redliche und ehrliche Austausch und das Einander ernst nehmen", sagte sie zu Beginn der Frühjahrstagung der Synode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland im Kloster Drübeck (Harz). "Zufrieden sein mit vorläufigen Ergebnissen, auch Fehler wagen und sich korrigieren können" - das komme in der "Diktatur einer sich ständig steigernden sozialen Geschwindigkeit" zu kurz, sagte sie in ihrem Eröffnungsbericht.

Der allgegenwärtige Druck zur Optimierung verspreche nicht weniger als ein gutes Leben. Er gaukele aber nur vor, es könne Lösungen für alles geben, "man müsse sich nur genug anstrengen", beklagte die Bischöfin. Ein Leben unter Dauerdruck führe aber dazu, das anvisierte Ziel, ein gutes Leben, zu verfehlen. Zudem werde dabei vieles, oft als störend Empfundenes, einfach ausgeblendet.

Perfekte Lösungen gibt es nicht

Davon seien weder Gemeinwesen noch Politik verschont. "Sind die Protestbewegungen und das hohe Wahlergebnis für die AfD mit ihren Parolen nicht auch Reaktion auf das Versprechen: Es geht noch besser! So schwierig ist Politik gar nicht. Es gibt ganz einfache Lösungen?", fragte sie und fügte hinzu, das Fragmentarisches für viele Menschen nur noch schwer auszuhalten sei: "Dabei lebt Demokratie von mühevollen Aushandlungsprozessen - schnelle, gar perfekte Lösungen sind selten."

Vor diesem Hintergrund kritisierte Junkermann auch die aktuelle Flüchtlingspolitik. Es gehe um "die heile Welt, wenn Europa sich Not und Leid vom Leib halten will - schnell Zäune baut und Mauern hochzieht, damit unser Reichtum nicht gefährdet wird".

Bei ihren dreitägigen Beratungen werden sich die 82 Synodalen unter dem Motto "Evangelisch - Ein Kreuz für die Welt" mit dem Schwerpunktthema Bildung und den evangelischen Schulen in Mitteldeutschland beschäftigen. Zudem geht es um Anträge, die eine Distanzierung von Luthers judenfeindlichen Schriften, eine Bewertung der aktuellen Flüchtlingspolitik und den Umgang mit rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien behandeln. Die Landessynode vertritt knapp 770.000 evangelische Christen vor allem auf den Gebieten Thüringens und Sachsen-Anhalts.

8. April 2016