Ungarischer Bischof Fabiny beklagt Kontrolle der staatlichen Medien in seinem Land

Dresden/Budapest (epd). Der lutherische ungarische Bischof Tamas Fabiny hat die Fremdenfeindlichkeit unter der Regierung von Ministerpräsidenten Victor Orban beklagt. Es sei tragisch, dass sich in Ungarn die konservative, populistische Regierung eindeutig gegen Flüchtlinge positioniere, sagte der Bischof. Die Lutheraner kritisierten als einzige der ungarischen Kirchen offen den Orban-Kurs. Katholische und reformierte Kirche seien in dieser Frage eher zurückhaltend.

Die Demokratie in Ungarn sei zwar soweit in Ordnung, es gebe noch "Möglichkeiten für Meinungsäußerungen", sagte Fabiny weiter. Allerdings sei in den staatlichen Medien die Regierungspropaganda sehr stark vertreten und die Pressefreiheit eingeschränkt. Das sei fast wie in den 80er Jahren in der kommunistischen Zeit. "Es ist schockierend, dass diese Zeiten scheinbar zurückkommen", sagte Fabiny. Zudem sei die Opposition in Ungarn derzeit sehr schwach, das stärke die Regierung.

"Wir waren von Anfang an sehr eindeutig"

Fabiny zufolge herrscht eine "gewisse Unruhe", es gebe im ganzen Land Demonstrationen. Zehntausende gingen auf die Straße. So würden beispielsweise Lehrer, Schüler und Ärzte den Kurs der Regierung kritisch sehen.

"In der Flüchtlingsfrage waren wir von Anfang an sehr eindeutig", sagte Fabiny zur Haltung der kleinen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn. Ausländerfeindlichen Kampagnen der ungarischen Regierung habe seine Kirche entschieden widersprochen. Sie hat rund 300.000 Mitglieder. Das entspricht etwa drei Prozent der Bevölkerung.

Fabiny zufolge engagiert sich die lutherische Kirche in Ungarn unter anderem für minderjährige unbegleitete Kinder und Jugendliche. Zudem würden Schulprogramme unterstützt, um das Zusammenleben mit anderen Kulturen fördern.

Im vergangenen Jahr kamen den Angaben zufolge bis September rund 400.000 Flüchtlinge nach Ungarn. Die meisten von ihnen seien jedoch nicht mehr im Land. Fabiny ist seit 2006 Bischof der Norddiözese in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn. Er war Gast der Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

11. April 2016