Dialog mit Religionen soll Reformationsjubiläum prägen

Berlin (epd). Das Reformationsjubiläum 2017 soll nach Ansicht führender Vertreter der evangelischen Kirche auch den Dialog mit anderen Religionen voranbringen. So sollen Themen wie Ökumene sowie die Herausforderungen der Flüchtlingskrise während des Festjahres im Fokus stehen. Bei den Evangelischen Medientagen in Berlin diskutierten Chefredakteure und Führungskräfte evangelischer Medien und Verlagshäuser über konkrete Programmpunkte des 500. Jubiläums des Protestantismus.

Einer der Höhepunkte des Reformationsjahres werde der Evangelische Kirchentag in Berlin und Wittenberg am Pfingstwochenende nächsten Jahres (24. bis 28. Mai 2017) sein, betonte die Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentags, Ellen Ueberschär. Zehntausende Besucher werden dazu erwartet. Zuvor sollen die regionalen Kirchentage in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt Teilnehmern die Möglichkeit bieten, historische Lutherstätten zu besuchen.

Asylsuchende auf dem Kirchentag

In Berlin gebe es dabei "eine Laborsituation für Interkulturalität und Interreligiösität", das werde sich auch auf dem Kirchentag in der Hauptstadt widerspiegeln, sagte Ueberschär weiter. Sie kündigte unter anderem an, dass Ehrenamtliche, die sich bundesweit derzeit "bis an den Rande der Erschöpfung" in der Flüchtlingshilfe engagieren, auf dem Treffen eine Austauschplattform finden sollen. Auch Asylsuchende selbst sollen daran teilnehmen können.

Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, rückte auf dem Berliner Medientreffen die "Weltausstellung Reformation" 2017 in Wittenberg in den Mittelpunkt. Diese werde "prägend" für Deutschland sein, zeigte sich Käßmann überzeugt.

Chance für Annäherung in Ostdeutschland

Zugleich betonte die Theologin, dass 2017 das erste Reformationsjubiläum sein werde, das "die Protestanten nicht alleine feiern". Auch im Rahmen der Weltausstellung solle der Dialog der Protestanten mit ihren katholischen und jüdischen Brüdern, aber auch mit den Muslimen abgebildet werden. So könne etwa das geplante "House of One" in Berlin einen ersten Eindruck bieten, wie Religion gemeinsam nebeneinander praktiziert werde könne. Speziell in Ostdeutschland böte das Festjahr die Chance, dass die überwiegend kirchenferne Bevölkerung sowie die Christen, die unter der früheren DDR-Regierung oft unter Repressalien gelitten haben, wieder leichter miteinander in Kontakt treten könnten, so Käßmann.

Die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer, betonte, dass sich Deutschland im Zuge des Reformationsjubiläums 2017 "mit einer noch größeren Offenheit und Ernsthaftigkeit" für das Interreligiöse engagieren werde. "Die Kirche wird vielfältiger", so Schwaetzer.

Bereits heute gebe es in den Landeskirchen eine große Aufgeschlossenheit für verschiedene Frömmigkeitsstile. "Da ist schon vieles entstanden", sagte sie weiter. Zugleich spiegele sich damit auch die gesellschaftliche Vielfalt wider.

Konzentration auf Kernaufgaben

Aufgabe der Kirche sei über das 500. Jubiläum der Reformation hinaus, die Gemeinden wieder als "Sozialraum" zu etablieren, sagte die Synodenpräses mit Blick auf sinkende Kirchenmitgliedszahlen. Auch nach 2017 müsse das Bewusstsein geschaffen werden, "dass wir Gottes Wort nicht nur an die Gemeinde, sondern an das Volk richten", sagte Schwaetzer. Nötig dafür sei eine stärkere Bescheidenheit und eine Konzentration auf das, "was wir wirklich als unsere Aufgabe ansehen und auch erfüllen", erklärte sie.

Die Evangelischen Medientage stehen in diesem Jahr unter dem Motto "Reformation + Revolution - Was Jubiläum und Zukunft zusammenbringt". Auf dem zweitägigen Fachtreffen tauschen sich rund 50 Chefredakteure und Führungskräfte evangelischer Medien und Verlagshäuser über ihre Arbeit aus.