Bahnhofsmissionen sind Zuflucht für mittellose Menschen aus Süd- und Osteuropa

Berlin (epd). Bei den Bahnhofsmissionen suchen zunehmend mittellose Menschen aus Süd- und Osteuropa Hilfe. Außerdem prägt die Flüchtlingskrise die Arbeit der Anlaufstellen. Von den Helfern der kirchlich getragenen Bahnhofsmissionen werden daher zunehmend interkulturelle Kompetenzen verlangt, sagte der Leiter der ökumenischen Geschäftsstelle, Christian Bakemeier, zum Tag der Bahnhofsmission am 16. April.

Jedes Jahr suchen laut Brakemeier mehr als zwei Millionen Menschen Unterstützung bei den 104 Bahnhofsmissionen in Deutschland. Die meisten "Gäste", wie sie bei den 2300 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter heißen, seien in großen sozialen und psychischen Schwierigkeiten. Anderen, meist älteren oder behinderten Menschen, genügt eine kleine Hilfe beim Umsteigen. Außerdem begleiten die Bahnhofsmissionen mit ihrem Dienst "Kids on Tour" 8000 Kinder im Jahr.

Auch Flüchtlinge als Helfer

Das vergangene Jahr sei vor allem durch den sprunghaften Anstieg der Zahl der Flüchtlinge in den Bahnhofsmissionen geprägt gewesen, sagte Brakemeier. Hier seien die Helfer teilweise durch die intensiven Begegnungen mit den oft traumatisierten Geflüchteten an ihre psychische Belastungsgrenze gekommen. Inzwischen habe sich die Lage jedoch etwas entspannt.

Bemerkenswert stark gestiegen sei in den Bahnhofsmissionen die Zahl der Hilfesuchenden aus dem europäischen Ausland, besonders aus Süd- und Osteuropa. "Hier begegnen wir Menschen, deren Leben von Armut, Ausgrenzung und Diskriminierung gekennzeichnet sind und die unsere Hilfe dringend benötigen", sagte Brakemeier. Mittlerweile habe fast jeder vierte Gast der Bahnhofsmissionen einen Migrationshintergrund. Deshalb setzten die kirchlichen Hilfsdienste auf eine interkulturelle Öffnung.

Dazu würden auch Flüchtlinge, die sich bei der Bahnhofsmission engagieren wollten, als Helfer eingesetzt. Sie kümmern sich um die "Gäste", von denen mehr als die Hälfte in gravierenden materiellen und sozialen Schwierigkeiten sei. "Nicht wenige sind wohnungslos. Viele Bahnhofsmissionen sind darauf eingestellt, mittellose Gäste mit Proviant und Kleidung auszustatten", erklärte Brakemeier und ist sicher:  "Armutsentwicklung und Zuwanderung sind die beiden großen Themen, die die Bahnhofsmission in den kommenden Jahren massiv beschäftigen werden."

15. April 2016