Wormser Religionsgespräche zum Schwerunktthema Gewissensfreiheit

Worms (epd). Zum Auftakt der Wormser Religionsgespräche hat der rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers (SPD) die Bedeutung des menschlichen Gewissens für eine moderne Gesellschaft betont. Auch möglicherweise irrtümliche Gewissensentscheidungen müssten zunächst respektiert werden, sagte er am 15. April in einem Vortrag. Allerdings müsse jeder Einzelne sich darum bemühen, die Zahl der irrtümlichen Entscheidungen zu reduzieren. Der Staat könne bei dieser "Gewissensbildung" helfen, etwa, indem er den Religionsunterricht an Schulen anbiete.

"Jeder Mensch muss sich fragen, wie er es mit seinem Gewissen hält"

"Jeder Mensch muss sich fragen, wie er es mit seinem Gewissen hält", sagte der frühere Kirchentagspräsident. In Deutschland gebe es aber weiterhin den nötigen Spielraum für freie Gewissensentscheidungen. So seien Bundestagsabgeordnete laut Grundgesetz an keine Weisungen ihrer Partei gebunden und bei Abstimmungen lediglich ihrem Gewissen unterworfen, und das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen gelte auch für Berufssoldaten.

Mit der Ausrichtung der Wormser Religionsgespräche wollen die Stadt Worms und die evangelische Kirche an eine Tradition aus dem 16. Jahrhundert anknüpfen. Nach der endgültigen Kirchenspaltung hatte es in Worms 1541 und 1557 zwei katholisch-protestantische Treffen gegeben, auf denen – letztlich erfolglos – ein Konsens in den strittigen Glaubensfragen gesucht wurde. In Anlehnung an diese Begegnungen fand 2013 erstmals eine Neuauflage der Religionsgespräche statt.

Worms – Ort der Reformationsgeschichte

In diesem Jahr berichten Referenten aus dem In- und Ausland vor allem über das Schwerpunktthema Gewissensfreiheit in den Religionen. Worms ist einer der wichtigsten Orte der Reformationsgeschichte in Westdeutschland. Auf dem Wormser Reichstag von 1521 hatte sich der Kirchenreformator Martin Luther vier Jahre nach Veröffentlichung seiner Wittenberger Thesen geweigert, seine Ansichten zu widerrufen.

18. April 2016