Bedford-Strohm kritisiert Anti-Islam-Kurs der AfD

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wirft der rechtskonservativen AfD vor, sie wolle mit ihrem Anti-Islam-Kurs die Gesellschaft spalten. Teile der Partei stellten die Religionsfreiheit infrage, sagte der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, dem Radiosender NDR info. Es sei mit der christlichen Grundorientierung nicht vereinbar, wenn gegen gesellschaftliche Gruppen pauschal Stimmung gemacht werde. Die rechtskonservative AfD hatte bei ihrem Bundesparteitag in Stuttgart einen strikten Anti-Islam-Kurs in ihrem Grundsatzprogramm festgeschrieben.

In dem Programm heißt es: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland." Minarette und Muezzinrufe werden abgelehnt, zudem setzt sich die AfD für ein Verbot von Burka (Ganzkörperschleier) und Niqab (Gesichtsschleier) in der Öffentlichkeit und im öffentlichen Dienst ein. Islamische Organisationen sollten keinen Körperschaftsstatus öffentlichen Rechts erlangen.

Kein klares Wort gegen Gewalt

Bedford-Strohm sagte: "Was man auf gar keinen Fall akzeptieren kann, ist Hetze gegen Menschen. Erst recht nicht dann, wenn sie sich in Gewalttaten zeigt." Er kritisierte, dass sich die AfD nicht zu der steigenden Zahl von fremdenfeindlichen Angriffen in Deutschland geäußert habe: "Hunderte fremdenfeindliche Straftaten wurden in den ersten Monaten dieses Jahres in Deutschland begangen. Dazu habe ich ein klares öffentliches Wort der AfD vermisst. Der Parteitag hätte die Welle von Gewalt gegen Schutzsuchende geschlossen verurteilen müssen - gerade wenn man in der Flüchtlingspolitik solche Thesen verbreitet wie die AfD."

Die evangelische Kirche werde gemeinsam mit den anderen Religionen "klare Kante" gegen jede Form von Fundamentalismus zeigen, kündigte Bedford-Strom an. Dazu müssten die Menschen ins Gespräch gebracht werden. Durch Kontakt entstehe Empathie. "Es gibt Menschen, die verunsichert sind. Wenn dann eine Partei scheinbar einfache Antworten gibt, mag sie für manche attraktiv sein. Diese Sprüche haben aber keinen Bestand mehr, wenn sich die Menschen persönlich begegnen. Ich glaube nicht, dass die AfD ein nachhaltiges Phänomen ist."

2. Mai 2016