Kirchenvertreter rufen zur Verteidigung von Vielfalt und Toleranz auf

Berlin (epd). Rund 7500 Menschen haben sich einem Aufmarsch rechter Gruppierungen durch das Regierungsviertel entgegengestellt. An einem Protestzug des Bündnisses "Berlin Nazifrei" unter der Überschrift "Für ein solidarisches Berlin" beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 4500 Menschen. Etwa 3000 Demonstranten nahmen vom Brandenburger Tor aus an einem "Spaziergang für Weltoffenheit und Toleranz" und einer Abschlusskundgebung auf dem Gendarmenmarkt teil. Dazu hatte unter dem Motto "Posauen und Parolen" unter anderem die evangelische Kirche eingeladen.

 Zu der rechtsgerichteten Demonstration "Merkel muss weg" vom Berliner Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel versammelten sich indes deutlich weniger Teilnehmer als erwartet: Die Polizei sprach zum Abschluss von 1800 Menschen, im Vorfeld angemeldet wurden bis zu 5000 Teilnehmer. Zuletzt waren Mitte März bis zu 3000 Rechtsextremisten und Rechtspopulisten durch Berlin gezogen.

Gemeinsam für Werte des Grundgesetzes

Die Polizei bot diesmal rund 1700 Beamte auf, um einen störungsfreien Verlauf der Demonstrationen und Kundgebungen sicherzustellen. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte im Vorfeld zu friedlichen Protesten aufgerufen und gemahnt, die Arbeit der Polizei nicht unnötig zu erschweren. Die Beamten berichteten von einzelnen Flaschenwürfen und insgesamt 13 verletzten Kollegen. 40 Personen seien meist kurzzeitig festgenommen worden. Linke Gruppen kritisierten eine "unverhältnismäßige Schärfe", mit der die Polizei gegen Demonstranten vorgegangen sei.

Die Demonstration "Für ein solidarisches Berlin" von "Berlin Nazifrei" zog vom Hackeschen Markt los und führte zum Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten. Der von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz organisierte Spaziergang war am Nachmittag am Brandenburger Tor gestartet. Unterstützt wurde er neben anderen vom Erzbistum Berlin, der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, CDU, SPD, Grünen, der Links- und der Piratenpartei sowie zahlreichen Gewerkschaften.

Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge sagte auf der Abschlusskundgebung, die weltoffenen und toleranten Bürger Berlins stünden gemeinsam ein für die Werte des Grundgesetzes und gegen den Versuch, die Gesellschaft zu spalten. Die Würde des Menschen sei unantastbar; es verbiete sich jede Herabwürdigung von Menschen wegen ihrer Kultur, Herkunft, Religion, Sprache oder Hautfarbe. Das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft sei Teil der bisherigen Erfolgsgeschichte Europas und Deutschlands. Diese Erfolgsgeschichte dürfe nicht von denen zerstört werden, die sich nach der Vergangenheit sehnten.

Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann sagte auf der Kundgebung, als Christin wehre sie sich dagegen, dass "Pegida", AfD und Co. erklärten, sie verteidigten das sogenannte christliche Abendland. "Das christliche Abendland hatte seine dunkelsten Zeiten, wenn es sich nationalistisch und rassistisch abgeschottet hat. Und es hatte seine besten Zeiten, wenn Nächstenliebe und Barmherzigkeit, die Grundtugenden des christlichen Glaubens, es geprägt haben", unterstrich die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017.

8. Mai 2016