Chef der Evangelischen Bank kritisiert Niedrigzinspolitik

Kassel (epd). Der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Bank, Thomas Katzenmayer, hat die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) scharf kritisiert. Die Niedrigzinspolitik führe dazu, dass für die Evangelische Bank die Anlage der Tages- und Termingelder bei der DZ-Bank mit einer Verzinsung von minus 0,4 Prozent zu Buche schlage, beklagte Katzenmayer in seinem Geschäftsbericht auf der Generalversammlung in Kassel.

"In welcher Welt sind wir eigentlich angekommen, dass Banker mit Sorge auf ihren Einlagenzuwachs schauen?", sagte Katzenmayer. Trotz dieser Belastung werde die Evangelische Bank die Negativzinsen vorerst nicht an ihre Kunden weiterreichen. Für die Zukunft könne er dies aber nicht ausschließen. Er hoffe auf ein "besonnenes Handeln" der EZB.

Dividende gesenkt

Erste Auswirkungen zeigen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aber schon jetzt. So senkt die Bank die Dividende für ihre Mitglieder von zuvor fünf auf nunmehr drei Prozent. Eine Fortführung der Zahlung von fünf Prozent sei angesichts der Umstände nicht angemessen, sagte Katzenmayer.

Die Evangelische Bank habe sich in ihrem ersten vollständigen Geschäftsjahr dennoch als gut aufgestellt erwiesen, betonte er. Der Jahresüberschuss betrage zehn Millionen Euro, davon würden mehr als drei Millionen als Dividende ausgeschüttet. Der Rest fließe in Rücklagen. Die Bilanzsumme der Bank beträgt 7,1 Milliarden Euro.

Die Evangelische Bank zählt insgesamt 19.000 institutionelle und 72.000 private Kunden. Rund 500 Mitarbeiter betreuen diese an 16 Standorten in Deutschland. Die Bank ist die größte Kirchenbank in Deutschland und zählt zu den zehn größten Genossenschaftsinstituten.

3. Juni 2016