Diakonie fordert Ausbau der Schuldnerberatung

Wiesbaden/Berlin (epd). Gesundheitliche Probleme sind sehr oft Auslöser für Überschuldung. Krankheit, Sucht oder Unfallfolgen waren im vergangenen Jahr für jeden siebten Klienten einer Beratungsstelle Grund für seine akuten Finanzprobleme, wie das Statistische Bundesamt Wiesbaden mitteilte. Es legte die Daten anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung vom 6. bis 10. Juni vor. Die Diakonie warb dafür, den Zugang zu Beratungsangeboten zu erleichtern, um überschuldete Menschen besser vor Krankheit zu schützen.

Aus dem vorläufigen Ergebnis der Überschuldungsstatistik 2015 geht hervor, dass bei Arbeitslosen besonders häufig gesundheitliche Gründe für die Überschuldung auftreten (16,6 Prozent der Fälle). Wie hoch der Anteil der Arbeitslosen ist, die aufgrund einer Erkrankung ihre Arbeitsstelle verloren haben, lasse sich anhand der Daten jedoch nicht sagen, betonten die Statistiker. Für erwerbstätige Personen waren hingegen nur in 7,6 Prozent der Fälle Krankheiten die Hauptschuldenursache.

Beratung zeigt Wege aus der Krise

Gesundheitsbedingt Überschuldete hatten Zahlungsverpflichtungen von im Schnitt 25.181 Euro zu begleichen. Erwerbstätige hatten dabei deutlich höhere Schulden (32.089 Euro) als Erwerbslose (23.389 Euro). Insgesamt waren die Finanzbelastungen für Überschuldete mit gesundheitlichen Problemen 26 Mal so hoch wie ihr monatliches Einkommen, bei Personen mit einem Job lag dieser Faktor bei 24, bei Arbeitslosen war er mit 27 überdurchschnittlich hoch.

Der Diakonie Bundesverband verwies auf Studien, wonach überschuldete Menschen ein deutlich höheres Krankheitsrisiko als der Durchschnitt der Bevölkerung haben. Existenzängste, finanzielle Sorgen und ein hoher emotionaler Druck führten zu psychischen, aber auch physischen Erkrankungen. "Durch eine professionelle Schuldnerberatung lassen sich in den meisten Fällen Wege aus der Schuldenkrise finden", sagte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Doch die Beratungskapazitäten reichten bei weitem nicht aus, allen Betroffenen zu helfen.

Loheide warb für den Ausbau der Beratungsangebote: "Es ist wesentlich besser, relativ geringe finanzielle Mittel in Beratung und präventive Hilfen zu investieren, als die immens hohen Folgekosten von privater Überschuldung im Sozial- und Gesundheitsbereich aufbringen zu müssen."

3. Juni 2016