Vorsitzender des Ethikrats skeptisch gegenüber Genveränderungen

Köln (epd). Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat sich zurückhaltend über die Möglichkeiten einer neuen Methode zur Veränderung der menschlichen Gene geäußert. Wenn Wissenschaftler sagten, mit der Crispr-Cas9-Genschere könnten sie ohne Nebenwirkungen am menschlichen Erbgut schneiden, dann sei "eine gehörige Portion Skepsis angesagt", sagte der evangelische Theologe am Montag im Deutschlandfunk. Die Methode werde "ungeheure Auswirkungen" für das "Verständnis des Menschseins" und der Umwelt haben.

Es sei gut, wenn mit der genetischen Hochpräzisionsschere Therapien und Medikamente verbessert werden könnten, sagte Dabrock. Problematisch werde es aber, wenn mit "einer Art Gen-Doping" Menschen verbessert werden sollten und wenn Wissenschaftler versuchten, "bestimmte Eigenschaften zu identifizieren, die man eher haben will als andere". Aus einer ethischen Perspektive heraus habe er "einen gewissen Vorbehalt", wenn es um Eingriffe in das Erbgut gehe, die für kommende Generationen nicht mehr rückgängig gemacht werden könnten, sagte Dabrock, der an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg Ethik lehrt.

Der Deutsche Ethikrat will sich auf seiner Jahrestagung am 22. Juni mit dem Zugriff auf das menschliche Erbgut und der ethischen Beurteilung der Crispr-Cas9-Methode beschäftigen. Er rechne damit, dass das Thema in der nächsten Zeit auch in der Bevölkerung breit diskutiert werde, ähnlich wie vor ein paar Jahren die Präimplantationsdiagnostik, sagte Dabrock, der dem Ethikrat seit Ende April vorsteht.

Die 2012 erstmals verwendete Crispr-Cas9-Technik ermöglicht Eingriffe in die menschliche Keimbahn "von bislang nicht gekannter Präzision, die effizient, kostengünstig und verhältnismäßig einfach zu handhaben sind", schreibt der Deutsche Ethikrat in der Ankündigung seiner Jahrestagung. Damit rückten bislang eher abstrakt diskutierte Anwendungsmöglichkeiten "in greifbare Nähe". Stark umstritten seien die Auswirkungen auf die Nachkommen. In Deutschland seien Eingriffe in die Keimbahn bislang verboten.

13. Juni 2016