Lutherischer Weltbund eröffnet Ratstagung in Wittenberg

Wittenberg/Genf (epd). Der Präsident des Lutherischen Weltbundes hat von Deutschland einen entschlossenen Kampf gegen die Islamfeindlichkeit verlangt. Deutschland müsse angesichts der vielen Flüchtlinge aus muslimischen Ländern eine internationale Vorreiterrolle gegen Islamophobie spielen, sagte Bischof Munib Younan in Wittenberg. Dort wurde die Ratstagung des Lutherischen Weltbundes eröffnet, die bis 21. Juni dauert.

Der palästinensische Bischof lobte ausdrücklich die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen durch die Bundesrepublik. Deutschland könne in der Flüchtlingsfrage der Welt den Weg weisen, betonte Younan. Die deutsche Gesellschaft habe demonstriert, was es heißt, eine Gemeinschaft der Liebe zu sein. Younan, der selbst aus einer Flüchtlingsfamilie stammt, erinnerte daran, dass die Deutschen den Schrecken des Krieges und den Schmerz der Vertreibung kennengelernt hätten. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei Deutschland erfolgreich gegen den Antisemitismus vorgegangen. Mit dieser Entschlossenheit müsse auch die Islamfeindlichkeit angegangen werden.

Für Rückkehr vorbereiten

Die Flüchtlinge sollten so ausgerüstet werden, dass sie irgendwann wieder in ihre Ursprungsländer zurückkehren könnten, unterstrich der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land. Sie sollten dann ihre Staaten wieder aufbauen, so wie Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die 49 Mitglieder des LWB-Rates tagen noch bis kommenden Dienstag in Wittenberg. Sie beraten über die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum und die nächste LWB-Vollversammlung 2017 in Namibia. Im nächsten Jahr wird weltweit das 500. Reformationsjubiläum gefeiert, das auf die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers im Jahr 1517 in Wittenberg zurückgeht. Dem Lutherischen Weltbund mit Sitz in Genf gehören 145 Mitgliedskirchen aus 98 Ländern mit gut 72 Millionen Gläubigen an.

16. Juni 2016