Evangelische sind in Regierungen überdurchschnittlich engagiert

Berlin (epd). In den Regierungen von Bund und Ländern sind Protestanten derzeit in der Mehrheit. Wie eine Erhebung des Evangelischen Pressedienstes ergab, bekennen sich 62 der insgesamt 177 Mitglieder des Bundes- und der Länderkabinette (35 Prozent) zur Evangelischen Kirche. 55 sind katholisch (31 Prozent) und 40 konfessionslos (23 Prozent). Kein Mitglied einer Landesregierung bekannte sich zum Islam, eines zur neuapostolischen Kirche. 19 Spitzenpolitiker machten keine Angaben zu ihrer Religionszugehörigkeit.

Unter den 16 Ministerpräsidenten sind sieben evangelisch, sechs katholisch und drei konfessionslos. Gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerstochter Angela Merkel (CDU) sind damit acht Regierungschefs in Deutschland Protestanten. Im Bundeskabinett gehören alle Mitglieder einer christlichen Konfession an: Zehn sind evangelisch, sechs katholisch.

Auch wenn sich bei der Kirchenbindung in Ost und West nach wie vor ein Unterschied zeigt, fällt er geringer aus als vielfach erwartet. In den westdeutschen Bundesländern sind knapp 24 Prozent der Kabinettsmitglieder konfessionslos, in den ostdeutschen Bundesländern mit Berlin 27, ohne Berlin 30 Prozent.

Verglichen mit dem Durchschnitt der Bevölkerung seien Konfessionsangehörige in der Politik überrepräsentiert, resümiert der Religionssoziologe Detlef Pollack aus Münster, der dieses Verhältnis seit Jahren auch im Bundestag beobachtet. "Es gibt prozentual gesehen viel mehr Katholische und Evangelische im Parlament als in der Bevölkerung insgesamt", sagte er. Besonders stark falle das bei Abgeordneten aus Ostdeutschland auf. Überrascht äußerte er sich über das Fehlen von Muslimen in den Regierungen. "Ich hätte gedacht, dass man gerade in der Politik großen Wert darauf legt, Muslime in das politische Geschäft zu integrieren", sagte er.

22. Juli 2016