Gedenkgottesdienst für die Opfer des Amoklaufs

München (epd). Bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst für die Opfer des Münchner Amoklaufs hat die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler den Zusammenhalt der "Stadtfamilie" in der bayerischen Metropole beschworen. Bei dem Gottesdienst wurden nicht nur Kerzen für die Opfer, sondern auch eine Kerze für den Täter entzündet, die etwas abseits stand. Unter den Besuchern waren der bayerische Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) und Polizeipräsident Hubertus Andrä.

"Abschottung im Kopf und Distanz im Herzen helfen nicht, diese Tage, diese heillose Zeit zu bestehen", sagte Regionalbischöfin Breit-Keßler. Wer das Leid der von Anschlägen betroffenen Familien von München bis Kabul von sich fern halte, werde apathisch. Stattdessen sei eine Kultur der Achtsamkeit nötig, forderte sie. "Jeder ist im guten Sinne auffällig und etwas Besonderes, weil Gott ihn zu seinem Ebenbild geschaffen hat", sagte Breit-Keßler.

"Nicht der Täter, die Opfer stehen im Vordergrund"

Die Theologin spielte damit auf Medienberichte an, in denen der Amokläufer als "unauffällig" beschrieben wurde. Kindern und Jugendlichen müsse deutlich gemacht werden, dass das eigene Leben und das Leben anderer, "auch das Leben derer, die man nicht mag", unendlich wertvoll sei. "In einer Stadtfamilie ist jeder einzigartig", sagte die Breit-Keßler. Sie forderte die Medien dazu auf, die Täter von Anschlägen nicht in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung zu stellen, um potenzielle Nachahmer nicht zu ermutigen. "Nicht der Täter, die Opfer stehen im Vordergrund", sagte die Regionalbischöfin.

Die evangelische Münchner Stadtdekanin Barbara Kittelberger sagte, ein Gottesdienst sei eine Form "das Unfassbare in eine Fassung zu bringen". Die Christen vertrauten darauf, dass das Böse nicht siegt. Der katholische Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg sagte, auf die Frage nach dem Warum lieferten alle Erklärungsversuche keine Antwort. Sein Gebet gelte den Angehörigen und Verletzten, "dass Ohnmacht und Schmerz nicht das letzte Wort haben."

Am Abend des 22. Juli wurden in München neun Menschen Opfer eines Amoklaufs. Den Ermittlungen zufolge tötete sich der Täter anschließend selbst..

25. Juli 2016