Stadt Zeitz erinnert an die Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz

Zeitz (epd). An die Selbstverbrennung des evangelischen Pfarrers Oskar Brüsewitz in der DDR ist mit einer Andacht und Kranzniederlegungen in Zeitz erinnert worden. Vor 40 Jahren, am 18. August 1976, hatte sich der Theologe vor der Michaeliskirche der Stadt südlichen Sachsen-Anhalt aus Protest gegen die politische Unterdrückung in der DDR mit Benzin übergossen und angezündet. Er starb wenige Tage später im Krankenhaus.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), die Stasi-Beauftragte von Sachsen-Anhalt, Birgit Neumann-Becker, und Vertreter der Stadt legten am Jahrestag Blumengebinde an der Gedenkstele für den Pfarrer nieder. Haseloff betonte, Brüsewitz habe "mutig angesprochen, was in der DDR weggedrückt werden sollte". Der Gedenktag sei wichtig und solle auch weiter gepflegt werden. Brüsewitz habe damals ein Zeichen gesetzt, dass es so nicht weitergehen könne, und so die Denk- und Machtstrukturen erschüttert. Neumann-Becker sprach von einer "schweren Erinnerung", die Selbstverbrennung sei aus einer inneren Not heraus geschehen. Es sei wichtig und richtig, heute daran zu erinnern, sagte sie.

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, würdigte den Widerstandsgeist des Pfarrers. Brüsewitz habe mit seinem Wirken vor dem Tod gezeigt, "dass nicht alle von Selbstzensur gelähmt" seien, sagte die Theologin der Zeitung "Magdeburger Volksstimme". Er habe "mutig die Freiheit eines Christenmenschen gelebt". Junkermann rief zugleich die CDU in Sachsen-Anhalt auf, ihre Rolle in der DDR aufzuarbeiten. Nach dem Tod von Brüsewitz habe die CDU 1976 einen verunglimpfenden Beitrag des damaligen SED-Blattes "Neues Deutschland" nachgedruckt.

Am Sonntag wird in dem kleinen Ort Rippicha bei Zeitz, wo Brüsewitz bis zu seinem Tod als Pfarrer tätig war, ein Gedenkgottesdienst gefeiert. Die Predigt will Landesbischöfin Ilse Junkermann halten. Die Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz gilt als eine der erschütterndsten Protestaktionen gegen die Verhältnisse in der DDR.

18. August 2016