Reformationsjubiläum: Das Ruhrgebiet feiert ein Jahr lang

Essen (epd). Das bundesweite 500. Reformationsjubiläum im Oktober 2017 soll im Ruhrgebiet schon vorher ein Jahr lang mit einem umfangreichen kulturellen und wissenschaftlichen Programm gefeiert werden. Unter dem Titel "Der geteilte Himmel. Reformation und religiöse Vielfalt an Rhein und Ruhr" starten das Forum Kreuzeskirche Essen, das Martin Luther Forum Ruhr in Gladbeck und das Essener Ruhr Museum auf Zollverein am 30. Oktober gemeinsam ein Reihe mit insgesamt 134 Veranstaltungen. Sie legt den Fokus auf die religiöse Vielfalt in der Region und ist das größte Projekt zum Reformationsjubiläum in Nordrhein-Westfalen.

Es sei jedoch ausdrücklich "kein Lutherkult und keine protestantische Feierei geplant", betonte der Vorsitzende des Martin Luther Forums, Martin Grimm, bei der Programmvorstellung in Essen. Stattdessen wolle man "Themen ansprechen, die heute relevant sind wie Toleranz, Freiheit und Verantwortung, und nach ihrer Bedeutung fragen". So wird das Martin Luther Forum nicht nur eine Aufführung des Pop-Oratoriums "Luther" organisieren, sondern auch Schulprojekte anbieten oder ein Diskussionsforum zum "Blick der Internet-Generation auf Luther". Grimm kündigte an, "Geschichte lebendig werden zu lassen" und einen Bogen vom Kirchenkampf während des Nationalsozialismus bis zum "Kampf der Religionen" heute zu spannen.

Wie die Reformation das Ruhrgebiet geprägt hat

Insgesamt sind fünf Themenschwerpunkte mit Ausstellungen, Workshops, Vorträgen, Diskussionen, Tagungen, Konzerten, Filmen, Theateraufführungen, Exkursionen und liturgischen Veranstaltungen an zahlreichen Orten im Ruhrgebiet von Duisburg bis Dortmund geplant. Neben Luther geht es um die Reformation im Dialog, Bilder und Bauten, das ökumenische Glaubensbekenntnis und die religiöse Vielfalt. Die Finanzierung kommt aus Bundesmitteln (400.000 Euro) und vom Land NRW (200.000 Euro). Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat die Schirmherrschaft übernommen.

Als zentrale Frage für das Gesamtprogramm bezeichnete Oliver Scheytt, Vorsitzender des Forums Kreuzeskirche Essen, die Bedeutung der Reformation für die Metropole Ruhr heute. In seiner Kindheit seien Schulen und Kindergärten noch evangelisch und katholisch getrennt gewesen, heute dagegen gehe es um das Verhältnis zu Islam und Judentum. Das sei zum Beispiel auch Thema der Veranstaltungsreihe "Credo – Glauben wahrnehmen" mit Musik, Ausstellung und Vorträgen. "Dabei wollen wir nicht von unserem eigenen Glauben abweichen, sondern ihn im Gegenüber mit anderen Religionen reflektieren und wahrnehmen", betonte Scheytt.

Ein Highlight des Jahres ist die gleichnamige Ausstellung "Der geteilte Himmel" im Ruhr Museum Essen, die am 3. April 2017 eröffnet wird. Zur Zeit der Reformation vor 500 Jahren sei Essen noch eine Kleinstadt gewesen, trotzdem sei es eine prägende Zeit gewesen, weil die religiöse Einheit aufgebrochen sei, sagte der Direktor des Ruhr Museums, Heinrich Theodor Grütter. "Es gibt heute in ganz Deutschland keine Region mit so vielen verschiedenen Religionsgemeinschaften, rund 230", erklärte der Historiker. Für ihn sei die oftmals nur auf Deutschland bezogene Deutung der Reformation zu kurz gegriffen: "Es ist ein europäisches Ereignis, wenn nicht sogar von globaler Bedeutung." Auch das solle in diesem Projekt deutlich werden.

1. September 2016