Nordkirchen-Bischof Ulrich besorgt über populistische Parolen

Schwerin (epd). Die evangelischen und katholischen Bischöfe in Norddeutschland haben nach der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern das Funktionieren der Demokratie bekräftigt. Die vergleichsweise hohe Wahlbeteiligung sei erfreulich, sagte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Gerhard Ulrich, am Sonntagabend in Schwerin. Besorgniserregend sei allerdings, "dass populistische und fremdenfeindliche Parolen in so großem Maße verfangen haben". Manche Plakatierung habe "den Eindruck erweckt, unser Land befinde sich im Notstand".

Ulrich sagte: "Unsere Gesellschaft ist stark und in der Lage, die Herausforderungen zu bewältigen." Der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit erklärte, dass sich die Nordkirche auch künftig am christlichen Menschenbild orientieren werde, nach dem niemand diskriminiert werden darf – auch nicht wegen seiner Herkunft: "Unsere Kirche wird nach ihren Kräften weiterhin für alle Menschen in Not eintreten – seien sie Einheimische oder Geflüchtete."

Wahlergebnis in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Alarmsignal

Der Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn sagte: "Wer in einem demokratischen Verfahren gewählt wurde, ist damit nicht automatisch schon ein Demokrat." Alle Gewählten seien "gehalten, sich als Demokraten zu erweisen, indem sie für das Grundgesetz und die Landesverfassung in allen Punkten einstehen". Bei der Landtagswahl am Sonntag war die SPD im Nordosten erneut stärkste Kraft geworden. Auf dem zweiten Platz mit über 20 Prozent der Stimmen landete noch vor der CDU die rechtspopulistische AfD.

Die katholischen Erzbischöfe Stefan Heße aus Hamburg und Heiner Koch aus Berlin erklärten, das Ergebnis der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern zeige, "dass Demokratie in unserem Land gut funktioniert". Das Wahlergebnis müsse "respektiert werden" und sei "ein Abbild für die Stimmung in der Gesellschaft und somit Alarmsignal für die Politik". Lösungen für die erkennbar gewordenen Ängste und Sorgen der Menschen müssten sich in Debatten und Kompromissen des parlamentarischen Alltags wiederfinden. Dazu brauche es "weniger Polarisierungen und mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt".

5. September 2016