Käßmann: "Pegida" steht nicht für "christliches Abendland"

Brüssel (epd). Die Theologin Margot Käßmann wirft der rechtsgerichteten "Pegida"-Bewegung vor, den Begriff des christlichen Abendlandes zu missbrauchen. "Ich würde auch den 'Pegida'-Demonstrationen absprechen, dass sie für das christliche Abendland sprechen", sagte Käßmann am Mittwochabend in Brüssel. "Das christliche Abendland steht für Nächstenliebe", erklärte sie auf einer Veranstaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Landesvertretung Sachsen-Anhalts.

"Die Menschen, die Fremde aufnehmen, die stehen für das christliche Abendland, wenn wir davon überhaupt reden wollen," machte die frühere EKD-Ratsvorsitzende und heutige EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 klar. Käßmann verwies dabei auf das Matthäus-Evangelium. "Pegida" steht für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes".

"Das christliche Abendland steht für Nächstenliebe"

Zugleich kritisierte Käßmann die Reaktionen auf die Flüchtlingskrise in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten. Menschen in Not müssten aufgenommen werden und dürften nicht erst gefragt werden, ob sie Christ sind oder bestimmte Sprachkenntnisse mitbringen. Für sie seien solche Reaktionen "eine gewisse Enttäuschung", sagte Käßmann auf der Diskussionsveranstaltung.

Die Theologin Petra Bahr warb hingegen für mehr Verständnis für Menschen aus EU-Ländern, die in der Flüchtlingspolitik eine andere Linie als Deutschland vertreten. "Wenn man sich mit Polen oder anderen Osteuropäern unterhält, dann merkt man plötzlich, das ist ja nicht so, dass denen Ideen von Würde und Barmherzigkeit abgehen", sagte Bahr, ohne sich die Linie in jenen Länder zu eigen zu machen. Diese Völker hätten vielmehr andere Einschätzungen und andere Erfahrungen mit Migrationsbewegungen, sagte sie und verwies auf große Gruppen von ukrainischen Flüchtlingen in Polen.

8. September