Heinrich Bedford-Strohm: Judenfeindschaft ist noch immer verbreitet

München (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat dazu aufgerufen, Antisemitismus und Rassismus weiter zu bekämpfen. Diese Aufgabe sei noch nicht erledigt. "Sie kann es nicht sein, solange Judenfeindschaft noch immer verbreitet ist, auch in unseren christlichen Gemeinden", sagte der bayerische Landesbischof  in München bei der Verleihung des Eugen-Biser-Preises an Charlotte Knobloch, der früheren Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland.

"Lassen Sie es mich ganz ausdrücklich noch einmal sagen: Antisemitismus und Rassismus haben in den Kirchen keinen Platz, und dafür, dass das so bleibt, werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln eintreten", sagte Bedford-Strohm laut Redemanuskript in einem Kurzreferat zum Verhältnis von Christentum und Judentum. Das besondere Verhältnis Gottes zum jüdischen Volk sei für Christen nicht verhandelbar.

"Unermüdliche Bereitschaft zum Gespräch"

Charlotte Knobloch habe sich mit "Energie und Hingabe" ihr ganzes Leben dafür eingesetzt, die Verständigung zwischen Religionen, Weltanschauungen und Kulturen zu fördern, sagte Bedford-Strohm. Sie zeige eine "unermüdliche Bereitschaft zum Gespräch". Knobloch habe auch den entscheidenden Impuls zur Gründung des Bayerischen Bündnisses für Toleranz gegeben, zu dem inzwischen mehr als 60 Institutionen und Organisationen gehören.

Die 83-jährige Knobloch ist die erste Jüdin, die den mit 5.000 Euro Eugen-Biser-Preis erhält. Die gebürtige Münchnerin ist seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Von 2006 bis 2010 stand sie an der Spitze des Zentralrates der Juden in Deutschland, von 2005 bis 2013 war sie Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses.

Die in unregelmäßigen Abständen von der Eugen-Biser-Stiftung verliehene Auszeichnung erinnert an den katholischen Theologen und Religionsphilosophen Eugen Biser (1918-2014). Geehrt werden damit Persönlichkeiten, die sich für Freiheit, Menschenwürde und die friedensfördernde Bedeutung der Religionen einsetzen.

12. September 2016