Ungarische Lutheraner wollen weiterhin Flüchtlinge unterstützen

Tutzing (epd). Die lutherische Kirche in Ungarn will sich trotz der staatlichen Linie weiter für Flüchtlinge einsetzen. Die kleine Kirche mit ihren 300.000 Mitgliedern stelle sich eindeutig gegen ausländerfeindliche Kampagnen und Hetze und unterstütze mit sozialen Projekten vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, sagte Bischof Tamas Fabiny bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing. Vor allem die großen Kirchen in Ungarn, Polen, der Tschechei und der Slowakei stünden hinter der ablehnenden Haltung ihrer jeweiligen Regierungen, die statt humanitärer Gesichtspunkte wirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund stellten. Denn die Kirchen seien häufig auf finanzielle Zuwendungen des Staates angewiesen.

Nach der langen kommunistischen Diktatur sei es für die Kirchen schwer, ihre neue Rolle zu finden, sagte Fabiny. Viele Jahre hätten sie damals nur als "Sakristei-Kirchen" existieren können, weil ihnen öffentliche Aktivitäten untersagt waren. Aber auch die Bevölkerung insgesamt habe Probleme, sich in der neuen wirtschaftlichen und politischen Situation zurechtzufinden. Deshalb sei Ungarn von der "fröhlichsten Baracke des Sozialismus zum traurigsten Supermarkt" geworden, sagte der Bischof.

19. September 2016