Kirchen müssen sich einmischen

Tutzing (epd). Spitzenvertreter beider Kirchen sehen die Verpflichtung der Kirchen, sich in die Politik einzumischen. Die Kirchen müssten sich für eine Gesellschaft einsetzen, die jedem Mensch eine Chance auf Beteiligung und persönliche Perspektive gebe, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing. Denn nach christlichem Verständnis müsse die Welt ein "Haus für alle Menschen" sein, wozu auch Arme, Kranke und Flüchtlinge gehörten.

Nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist die Situation ihrer schwächsten Mitglieder ein Gradmesser für die soziale Gerechtigkeit einer Gesellschaft. Die Kirche müsse deshalb besonders für die Armen eintreten. Hinter vielen politischen oder wirtschaftlichen Themen seien ethische Grundfragen verborgen, auf die die Kirche immer wieder hinweisen müsse.

In der Flüchtlingskrise könne eine Abschottung der Länder aus christlicher Sicht kein Lösungsansatz sein, sagte Bedford-Strohm. Die verunsicherten Menschen müssten vielmehr "rauskommen aus der Angst vor Überfremdung". Denn eine Kultur sei dynamisch und könne sich auch durch die Integration von Flüchtlingen weiterentwickeln. Kardinal Marx sagte, die Ursachen für Flucht, wie etwa die Perspektivlosigkeit der Menschen in diesen Ländern, müssten überwunden werden.

Bischof Bedford-Strohm sprach sich zum Schutz der vom Islamischen Staat (IS) bedrohten Menschen erneut für "militärische Schutzzonen" aus. Außerdem bräuchten die Vereinten Nationen (UN) eine eigene Polizei-Truppe, um Völkermorde oder Menschenrechts-Verletzungen zu verhindern.

19. September 2016