Kirchen wollen Weg der Annäherung weitergehen

Augsburg (epd). Das Reformationsjubiläum 2017 soll nach Überzeugung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) die weitere Annäherung der christlichen Konfessionen voranbringen. Bei einem feierlichen Gottesdienst in Augsburg präsentierte der ökumenische Dachverband, der rund 50 Millionen Christen in Deutschland vertritt, ein "Wort zur Reformation". In dieser Erklärung, die die 50 ACK-Delegierten bei ihrer Mitgliederversammlung in Augsburg beschlossen haben, bekräftigen die Kirchen, den ökumenischen Weg mit Vertrauen, Tatkraft und Zuversicht weitergehen zu wollen.

Die Erklärung, die von den 50-ACK-Delegierten bei ihrer Mitgliederversammlung beschlossen wurde, solle dazu beitragen, dass Christen die "Vision der sichtbaren Einheit" in ihren Herzen bewahren, sagte der katholische Bischof von Speyer und ACK-Vorsitzende Karl-Heinz Wiesemann. Anlass der Erklärung ist das Reformationsjubiläum 2017. Die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, Rosemarie Wenner, ergänzte, das Wort zur Reformation könne eine Grundlage für ökumenische Gottesdienste in den Gemeinden und für gemeinsames Handeln der Kirchen sein. In der Erklärung bekräftigen die Kirchen, den ökumenischen Weg der Annäherung mit Vertrauen, Tatkraft und Zuversicht weitergehen zu wollen. Wenner ist Mitglied im ACK-Vorstand.

Die Reformation, die mit dem legendären Thesenanschlag Martin Luthers vor 500 Jahren begonnen hatte, sei nicht nur ein wichtiges Ereignis für die evangelischen Kirchen, sondern auch ein "herausragender Vorgang in der Christenheit", heißt es in dem ökumenischen Wort. Denn die Kernanliegen der Reformation, wie die Bedeutung der Bibel, der Taufe und des Bewusstseins, dass der Mensch nur durch die Barmherzigkeit Gottes Erlösung finden kann, hätten auch Eingang in die anderen christlichen Kirchen gefunden.

Von der Entfremdung zur Wertschätzung

Im Rückblick auf die vergangenen 500 Jahre hätten die Kirchen neben dem Anlass zur Dankbarkeit jedoch auch gleichzeitig Grund zu einem Schuldbekenntnis, stellt der ökumenische Dachverband fest. Denn zum Gedenken an die Reformation gehöre unverzichtbar auch die Erinnerung an die zahlreichen Opfer religiös motivierter Gewalt: "Kriege, Vertreibungen und Hinrichtungen wurden im Namen Gottes gerechtfertigt."

Eine Folge der Reformation sei auch eine "zunehmende Entfremdung" der Christen untereinander gewesen. Diese konfessionellen Unterschiede hätten beispielsweise bei Eheschließung, Namensgebung, Bestattungswesen und Schulbildung Auswirkungen bis in den Alltag der Menschen gehabt. Inzwischen habe aber die ökumenische Bewegung zu einer "Kultur der Wertschätzung" geführt, betont die Erklärung der ACK, der 17 Kirchen angehören. Gemeinsam sei es allen Kirchen aufgetragen, "um die Einheit zu beten und nach einer Gestalt der Einheit zu suchen, die der Glaubwürdigkeit des Evangeliums dient".

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen versteht sich als Motor für die Annäherung der Kirchen. Der ökumenische Dachverband wurde 1948 gegründet. Vorsitzender ist der katholische Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Schwerpunkte der ACK sind das gemeinsame Gebet, die theologische Reflexion und das Eintreten für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

29. September 2016