3. Fachtagung der Land-Kirchen-Konferenz zum Thema „Zukunft des Pfarrberufs“

Grenzen setzen – Freiräume ermöglichen!

Die evangelische Kirche steht in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess. Auch auf dem Land ist das so. „Eines der wichtigsten kircheninternen Themen der nächsten Jahre ist die zukünftige Gestalt des Pfarrberufes, nicht nur im Blick auf das Land, aber da im Besonderen.“ Mit diesen Worten eröffnete Konrad Merzyn, Oberkirchenrat im Kirchenamt der EKD, die 3. Fachtagung der Land-Kirchen-Konferenz. Wie kann die Arbeit bei einer Verantwortung für mehrere Kirchengemeinden gestaltet werden? Welche Rahmenbedingungen sind im Pfarramt hinderlich, welche Strukturen förderlich? Unter diesen Fragestellungen trafen sich 80 Delegierte aus fast allen Landeskirchen der EKD.

Der Beruf des Pfarrers bzw. der Pfarrerin sei ein „High-Active-Job“, erläuterte Anja Granitza, die in einem Team unter Leitung von Professor Michael Herbst an der Universität Greifswald zu Arbeitsanforderungen im Pfarrberuf forscht. Es sei zwar Vieles und Schwieriges zu tun, aber durch einen hohen Entscheidungsspielraum könne der vorhandene Stress gut abgebaut werden. „High-Active-Jobs gehen in der Regel mit hoher Zufriedenheit einher.“

Dass das im Pfarramt nicht immer so ist, machte Gunter Schendel vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD in Hannover deutlich. Schendel gab einen Überblick über die zahlreichen Studien zum Pfarrberuf, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Danach seien mehr als zwei Drittel der befragten Pfarrerinnen und Pfarrer zufrieden mit dem eigenen Beruf. Gleichzeitig sei der Leidensdruck hoch: Neben der enormen Arbeitsbelastung würden die Neuordnung der Pfarrbereiche, fehlende Mitarbeiter oder das verpflichtete Wohnen im Pfarrhaus beklagt.

Dabei gebe es einen signifikanten Unterschied zwischen Stadt und Land: Auf dem Land seien hauptamtliche Mitarbeiter selten, es fehlten qualifizierte Ehrenamtliche, die Verantwortung für Gebäude und Friedhöfe beanspruche viel Arbeitszeit, der Entscheidungsspielraum sei geringer, die Trennung von Beruf und Freizeit schwieriger.

„Der Einzelne kann diese Last nicht allein stemmen.“ Michael Herbst fordert deshalb kirchenleitende Konsequenzen. Neben kurativen Maßnahmen wie Mentoring und Supervision müsse präventiv bei kirchlichen Strukturreformen zukünftig stärker im Blick sein, wie die Dehnung der Zuständigkeit geschultert werden solle. Jürgen Schilling, Mitarbeiter im Projektbüro Reformprozess der EKD, wies darauf hin, dass damit die Kirchentheorie berührt sei: „Es stellt sich die Frage, welche Amtsverständnisse den Wandlungsprozess vollziehen helfen und welche blockieren, weil sie Ressourcen verdecken und Bestehendes als alternativlos erscheinen lassen.“

In Arbeitsgruppen wurden das Für und Wider von Dienstbeschreibungen, der Umgang mit Widerständen sowie Aspekte der Motivationsförderung thematisiert. Zum Abschluss der Fachtagung stellte der Münchner Oberkirchenrat Helmut Völkel Thesen zur Personalentwicklung in der Ev.-Luth. Kirche in Bayern vor.

Die Land-Kirchen-Konferenz wurde auf Beschluss des Rates der EKD ins Leben gerufen. Seit 2011 finden regelmäßig Konferenzen und Fachtagungen statt. Ziel ist es, innovative Konzeptionen für evangelische in ländlich-peripheren Regionen zu entwickeln. Dabei erweisen sich Beispiele von Kirche in ländlichen Räumen als Vorreiter von wichtigen Innovationen für die Kirche überhaupt.

30. September 2016