Wittenberg empfängt das schwedische Königspaar

Wittenberg (epd). "Hallo Königin!" ruft die achtjährige Dorothea ohne Scheu aus dem Fenster, lacht und winkt fröhlich. Und die schwedische Königin Silvia blickt hinauf, lächelt und winkt freundlich zurück. Das schwedische Königspaar Carl XVI. Gustaf und Silvia ist zum Abschluss seines viertägigen Staatsbesuches in Deutschland am 9. Oktober herzlich in der Lutherstadt Wittenberg empfangen worden. Die royalen Staatsgäste zeigen sich beeindruckt vom Stadtbild und den Spuren Martin Luthers. Zu den skandinavischen Ländern pflegt Wittenberg seit der Reformation enge Beziehungen.

Hunderte Wittenberger begrüßten das Königspaar vor der weltberühmten Schlosskirche, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Sie schwenkten schwedische Fähnchen und applaudierten zur Ankunft des royalen Besuchs. An die Tür der Schlosskirche soll der Reformator Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 kirchenkritischen Thesen angeschlagen haben. Dies gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformationsbewegung. Erst vor einer Woche war das Gotteshaus im Beisein der dänischen Königin Margrethe II. nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten offiziell mit einem Festgottesdienst wieder eingeweiht worden.

Durch die ebenfalls restaurierte Thesentür, es ist nicht mehr das Original von 1517, schritten Carl XVI. Gustaf und Silvia von Schweden in die Schlosskirche. Die Direktorin des Predigerseminars, Hanna Kasparick, und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erläuterten die Innenausstattung und die geschichtlichen Hintergründe.

Im Luthergarten griff König Carl Gustaf zum Spaten

Begleitet von zahlreichen Schaulustigen ging es dann durch die Stadt, unter anderem zum Luther-Denkmal auf dem Marktplatz.

Im Luthergarten übernahm der schwedische König die Baumpatenschaft für einen Trompetenbaum. In einer Zeremonie wurde der Baum symbolisch gepflanzt. König Carl Gustaf griff zum Spaten, Ministerpräsident Haseloff half mit der Gießkanne. Der Trompetenbaum steht in unmittelbarer Nachbarschaft zur Blumenesche, für die die dänische Königin die Patenschaft übernommen hatte.

Den Abschluss bildete die Besichtigung der Stadtkirche St. Marien, die die Predigtkirche Martin Luthers war. Pfarrer Johannes Block überreichte eine Luthermedaille, einen Kirchenführer und einen Brief der Stadtkirchengemeinde. "Es ist eine große Ehre, dass ein schwedischer Monarch unsere Kirche besucht", sagte er und verwies auf die lutherischen Verbindungen zu Schweden. Besonders beeindruckt zeigte sich das Königspaar von der 1931 errichteten Gedenkplatte für Gustav II. Adolf. Dort war der Leichnam des Schwedenkönigs, der bei Lützen zu Tode kam, 1632 kurze Zeit aufgebahrt worden.

Ministerpräsident Haseloff: "Es war ein toller Tag"

Haseloff zog am Ende des Besuches ein positives Fazit: "Es war ein toller Tag." Das schwedische Königspaar sei sehr interessiert gewesen und habe bemerkt, wie sehr sich die Stadt verändert habe. Zuletzt waren die beiden 1993 zu einem kurzen Besuch in Wittenberg gewesen.

Zum Abschluss seines viertägigen Deutschlandbesuchs war das schwedische Königspaar dann noch in Leipzig unterwegs. Einen Tag vor den Feierlichkeiten zur Erinnerung an die friedliche Revolution besuchten sie die geschichtsträchtige Nikolaikirche und informierten sich über deren bedeutende Rolle im Wendeherbst '89. Zuvor hatten König Carl Gustaf und Königin Silvia in Leipzig das Alte Rathaus, das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und eine Fachtagung der World Childhood Foundation in der Universität besucht.

Romy Richter (epd)

10. Oktober 2016