Bischöfe sehen in Reformationsfeier große Chance für die Ökumene

Augsburg (epd). 25 Bischöfe aus vier Kontinenten haben in Augsburg zu mehr Einheit unter den Christen aufgerufen. Die Reformationsgedenkfeier von Papst Franziskus mit den Spitzen des Lutherischen Weltbundes (LWB) am 31. Oktober im schwedischen Lund sei eine große Chance für die Ökumene, erklärten die Leiter von katholischen, evangelischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen bei einem Treffen der christlichen Fokolar-Bewegung in einem Gottesdienst in der Kirche St. Anna, wo Vatikan und LWB im Jahr 1999 die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichneten.

Martin Luthers Lehre von der Rechtfertigung des "sündigen" Menschen vor Gott wurde vor fast 500 Jahren zum theologischen Ausgangspunkt der Kirchenspaltung in Europa. 1999 hoben Lutheraner und Katholiken nach rund 30-jährigem Dialog in einer Gemeinsamen Erklärung ihre früheren gegenseitigen Lehrverurteilungen auf. Die Erklärung sei nicht nur ein Stück Papier geblieben, sondern habe viele weitere Weltkirchengemeinschaften in ein gemeinsames Bekenntnis eingebunden, erklärte der frühere Präsident des Lutherischen Weltbundes, der Braunschweiger Altbischof Christian Krause: "Wir haben die Hände, die wir uns damals gereicht haben, nicht wieder losgelassen, und es sind viele weitere Hände dazugekommen."

"Wir leben in einer Zeit der Ökumene", heißt es in der Erklärung. Die Bischöfe kommen unter anderem aus Thailand, Indien, Australien, England, Deutschland, Brasilien und den USA. Das Treffen der Fokolar-Bischöfe gibt es seit 1977 jährlich weltweit an wechselnden Orten. Der Gottesdienst war Teil einer einwöchigen Tagung im ökumenischen Lebenszentrum Ottmaring bei Augsburg. Die Fokolarbewegung entstand 1943 als geistliche Aufbruchbewegung. Die in mehr als 180 Ländern vertretenen Fokolare setzen sich unter anderem für die Einheit unter den Christen und die Verständigung unter den Religionen ein. Weltweit zählt die Fokolar-Bewegung nach eigenen Angaben rund 140.000 Mitglieder, schätzungsweise fünf Millionen Menschen sollen mit ihr in Verbindung stehen.

27. Oktober 2016