Bedford-Strohm: Kirchen müssen sich politisch einmischen

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hält eine politische Einmischung der Kirchen zugunsten der Schwachen für unausweichlich. "Da können wir gar nicht anders", sagte Bedford-Strohm im "Morgenmagazin" des ZDF: "Sonst würden wir unsere Religion verraten." Ohne sich für andere einzusetzen, könne man Gott nicht lieben.

Der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten warnte vor den Folgen von öffentlicher Hetze und Fremdenfeindlichkeit. "Über Ängste muss man immer reden", sagte Bedford-Strohm. Doch wenn gegen Menschen gehetzt werde und Gruppen herabgesetzt würden, gelte es "Nein" zu sagen, fügte er angesprochen auf fremdenfeindliche Demonstrationen von Rechtspopulisten hinzu.

Ökumenische Perspektive

Wenige Tage vor Beginn der Feiern zu 500 Jahren Reformation stellte der bayerische Landesbischof die ökumenische Perspektive heraus. Zum ersten Mal in der Geschichte werde eine Reformationsjubiläum ohne Abgrenzung zwischen Protestanten und Katholiken gefeiert. Der Reformator Martin Luther selbst habe den christlichen Glauben neu auf Jesus Christus beziehen und keine neue Kirche gründen wollen, das solle im Mittelpunkt stehen. "Christus neu entdecken, das können wir heute nur noch gemeinsam", sagte Bedford-Strohm.

Die evangelische Kirche feiert im nächsten Jahr 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Eröffnet wird das Jubiläumsjahr bereits am 31. Oktober, dem Reformationstag dieses Jahres.

28. Oktober 2016