Friedrich Schorlemmer sieht Reformationsjubiläum als Chance zum Handeln

Köln (epd). Der Theologe Friedrich Schorlemmer sieht das 500. Reformationsjubiläum als Chance für einen Anstoß zum gesellschaftlichen Handeln. "Du bist wichtig, nimm dich wichtig, und mach das Wichtige in der Welt" nannte der ehemalige DDR-Bürgerrechtler im Deutschlandfunk als eine mögliche Botschaft. Der Mensch müsse dabei zunächst um seine Unvollkommenheit wissen und davon loskommen, um zu ändern, was zu ändern sei.

Entscheidend neu bei Martin Luther sei die Überzeugung gewesen, dass nicht Rom über den Glauben bestimme, sondern das Verhältnis des Einzelnen zum Glauben als Lebensvertrauen ausschlaggebend sei. Und dazu gehöre das Grundvertrauen: "Ich bin gewürdigt." Mit Blick auf die Gesellschaft verwies Schorlemmer auch darauf, dass Luther sich schon 1524 mit den Folgen des Frühkapitalismus beschäftigte: Er habe eine Ökonomie kritisiert, die die Armen ärmer und die Reichen reicher macht.

Das Jubiläumsjahr soll nach Ansicht Schorlemmers aber nicht Anlass zu einem Luther-Kult bieten. Es sei angebracht, es als Reformationsgedenken und nicht als Luther-Erinnerung zu begehen, betonte der Wittenberger Theologe. Die Feiern zu 500 Jahren Reformation dauern bis zum 31. Oktober 2017.

31. Oktober 2016