Kardinal Lehmann sieht einmalige Chance für Ökumene

Berlin (epd). Der langjährige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat erstmals im evangelischen Berliner Dom gepredigt. In einem Festgottesdienst anlässlich der feierlichen Eröffnung des Reformationsjubiläums 2017 sprach sich der frühere Bischof von Mainz für weitere Fortschritte in der Ökumene aus. Das Reformationsjubiläum sei dafür "eine einzigartige Gelegenheit", sagte Lehmann. Mit Blick auf die evangelische und katholische Kirche fügte er hinzu: "Es ist eine einmalige Chance an einem Wendepunkt unserer bisher so schwierigen und belastenden Geschichte."

Lehmann warnte zugleich davor, die Reformation nur in ihrer weltgeschichtlichen sowie ihrer emanzipatorischen Wirkungsgeschichte zu sehen. Auch dürfe sie "nicht zur bloßen Chiffre werden für die Forderung beständiger Reformen in Kirche und Gesellschaft". Das bevorstehende Jubiläumsjahr solle zudem kein flaches "Jubel-Trubel-Volksfest" sein.  "Wir müssen den wahren Gott auf dem Antlitz Jesu Christi mit seiner Lebens- und Leidensgeschichte wieder in der ganzen Tiefe entdecken", sagte Lehmann. Dies sei die gemeinsame Chance. "Gerade die katholischen Christen können wirklich nur in diesem Sinne bedenkenlos mitfeiern", erklärte der Kardinal, der von 1987 bis 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war.

Zuvor war Lehmann anlässlich der Eröffnung des Festjahres zum 500. Reformationsjubiläum als erster Katholik mit der Martin-Luther-Medaille der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgezeichnet worden. Damit würdigte die EKD Lehmanns einzigartige Verdienste um die Ökumene in Deutschland.

31. Oktober 2016