Holocaust-Überlebende fordern Auseinandersetzung mit Antisemitismus Luthers

Berlin (epd). Zum Auftakt des 500. Reformationsjubiläums haben Holocaust-Überlebende eine kritische Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus Martin Luthers gefordert. Allzu oft werde verschwiegen, dass sich die Nationalsozialisten bei der Ermordung der jüdischen Familien Europas auch auf Luther berufen und sich durch seinen antisemitischen Furor bestätigt gesehen hätten, erklärte das Internationale Auschwitz Komitee in Berlin. Auch deshalb hätten 1938 in der Nacht vom 9. auf den 10. November – Luthers Geburtstag – in der sogenannten Reichspogromnacht die Synagogen in Deutschland gebrannt.

"Luthers Hass verströmender Antisemitismus seiner späten Jahre ist unbestritten und hat weitreichende Folgen", sagte der Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner. "Es bestürzt die Überlebenden des Holocaust bis heute, dass Hass und Ausgrenzung ihnen gegenüber auch in den antisemitischen Untiefen des Reformators verwurzelt und beheimatet waren." Dem Reformationsjubiläum komme in der gegenwärtigen Situation eines weltweit eskalierenden Antisemitismus eine besondere Signalwirkung und Aufklärungspflicht zu. Das 1952 gegründete Internationale Auschwitz Komitee ist ein Zusammenschluss von Auschwitz-Überlebenden und ihren Organisationen.

31. Oktober 2016