Gauck: Luther bleibt zentrale Person des Reformationsjubiläums

Berlin (epd). Mit einem Kulturabend im Schloss Bellevue hat Bundespräsident Joachim Gauck den Reformator Martin Luther gewürdigt. Auch wenn es beim 500. Reformationsjubiläum um das Gedenken einer ganzen Epochenwende gehe, die weit über das Wirken einer einzelnen Person hinausgehe, "so bleibt doch Luther unbestritten die zentrale Persönlichkeit", sagte Gauck laut Redemanuskript vor den Gästen der Soiree in Berlin. Erwartet wurden die Lyrikerin Nora Gomringer, der Luther-Biograf Heinz Schilling, das Bläserensemble Capella de la Torre und der Maler Michael Triegel, um Illustrationen von Tischreden Luthers zu präsentieren.

Gauck würdigte Luther als großen Theologen, Prediger, Publizisten, Übersetzer der Bibel, Kirchenreformer und Rebellen. Er habe gewusst, wie man Menschen mit ihren Sorgen und ihrem Kummer anspreche, wie man ihnen Trost spende und Glauben entfache. "Der den Leuten aufs Maul schaute – um zu wissen, wie sie reden und denken und ansprechbar sind, nicht um zu sagen, was sie hören wollen und um ihnen nach dem Munde zu reden", sagte das Staatsoberhaupt.

Kritische Auseinandersetzung mit Luther

Gauck erinnerte aber auch an Luthers "dunkle Seiten". Er sprach von Maßlosigkeit in Streit und Polemik, Rechthaberei sowie Paktieren mit der Macht auf Kosten der Bauern und verwies auf "seine schlimmen antijüdischen Schriften". Anlässlich des Reformationsjubiläums hatte sich auch die evangelische Kirche kritisch mit dem Reformator Luther auseinandergesetzt.

Die Protestanten feiern bis Oktober nächsten Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

3. November 2016