Bischof Ulrich: Kirchen begegnen sich auf Augenhöhe

Magdeburg (epd). Der Leitende Bischof Gerhard Ulrich hat vor der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) die Gemeinsamkeiten der christlichen Kirchen betont. Mit Blick auf die Feiern zum Auftakt des 500. Reformationsjubiläums sagte er zu Beginn der Synodentagung in Magdeburg, das Besondere und Einmalige dieses Gedenkjahres sei schon jetzt: "Wir begehen es ökumenisch!" Die Bedenken, die Protestanten würden "eine Jubelfeier gestalten, die das schmerzlich Trennende übersieht oder überspielt", spielten nun keine Rolle mehr.

Die Gemeinsamkeiten betonen

Es sei ein tiefer Respekt gewachsen in der Betonung des Gemeinsamen, sagte Nordkirchen-Bischof Ulrich, der an der Spitze der VELKD die deutschen lutherischen Kirchen repräsentiert: "Da begegnen sich die christlichen Kirchen auf Augenhöhe." Die "ökumenische Kärrnerarbeit" höre aber nicht mit dem 1. November 2017 auf, betonte er mit Blick auf den Abschluss des Festjahres.

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober nächsten Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. 

"Standarts für das liturgische Handeln"

In der Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare schloss sich Ulrich in seinem Bericht an die Synodalen einem von der VELKD-Bischofskonferenz gefassten Beschluss an, den Prozess in den Gliedkirchen theologisch zu begleiten und "Standards für das liturgische Handeln zu erarbeiten". Inzwischen werde das Thema der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in allen Gliedkirchen der VELKD behandelt.

Auf dem Tagungsprogramm der bis zum 05. November beratenden Lutheraner steht auch ein weiterer Beschluss zum sogenannten Verbindungsmodell. Er solle die Eigenständigkeit und die Dienstbarkeit der gliedkirchlichen Zusammenschlüsse in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stärken, kündigte Ulrich an. Auf dem Weg sei man bereits vorangekommen.

Zudem will sich die VELKD zur Abschaffung der Frauenordination durch die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland positionieren. "Umfassende Teilhabe am und die volle Gleichstellung im kirchlichen Leben für Frauen und Männer ist Ausdruck einer vertieften Einsicht in unser reformatorisches Bekenntnis", betonte Ulrich. Den Zugang zum Pfarramt auf Männer zu beschränken, sei ein tiefer Einschnitt in die Gemeinschaft lutherischer Kirchen in Europa und weltweit.

Evangelische Impulse für ein solidarisches Europa

Die Beratungen der Lutheraner werden in Magdeburg fortgesetzt, dann kommen auch die Delegierten der unierten Kirchen in der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) zusammen. Am 6. November wird die viertägige Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eröffnet. Das Schwerpunktthema der Synodentagung ist "Europa in Solidarität - Evangelische Impulse".

Die EKD ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen mit rund 22,3 Millionen Protestanten. Sie wurde 1945 als Zusammenschluss lutherischer, reformierter und unierter Landeskirchen ins Leben gerufen. Die einzelnen Landeskirchen sind selbstständig, die EKD koordiniert jedoch das einheitliche Handeln. Seit 2009 tagen, in der Regel einmal im Jahr, die EKD-Synode, die lutherische Generalsynode und die Vollkonferenz der unierten Kirchen zeitlich und personell verzahnt am gleichen Ort.

4. November 2016