EKD-Auslandsbischöfin: Vertrauensvolles Miteinander mit Katholiken

Bonn (epd). Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, sieht in dem gemeinsamen Gottesdienst von Papst Franziskus und den Spitzen des Lutherischen Weltbunds (LWB) am 31. Oktober einen großen Fortschritt für die Ökumene. "500 Jahre nach viel Gewalt, nach viel Streit und zum Teil ja auch Blut und Tränen, die zur Geschichte der Konfessionen gehört haben, gibt es jetzt ein extrem vertrauensvolles Miteinander, und das auf Weltebene", sagte die EKD-Vizepräsidentin im "Interview der Woche" der Deutschen Welle, das am 6. November ausgestrahlt wird.

Zudem sieht Bosse-Huber Parallelen zwischen dem Reformator Martin Luther und dem katholischen Kirchenoberhaupt: "Die Themen, die Franziskus als Papst bewegen, sind durchaus die gleichen, die Martin Luther bewegt haben." Es gehe um Befreiung, soziale Gerechtigkeit und eine religiöse Botschaft, die die Menschen verstehen könnten, die aber auch Alltag und Gesellschaft veränderten.

"Viel Vertrauen und viel Offenheit"

Ende Oktober war Bosse-Huber mit jeweils neun evangelischen und katholischen Kirchenvertretern aus Deutschland auf einer Pilgerreise in Israel, um sich zusammen auf das 500. Reformationsjubiläum vorzubreiten. Sie sei "durchaus mit gemischten Gefühlen aufgebrochen", doch es seien "so viel Vertrauen und so viel Offenheit gewachsen, dass ich mit ganz neuer Zuversicht auf die nächsten Jahre schaue", sagte sie der Deutschen Welle.

Im Gegensatz zu Europa wachsen in afrikanischen und asiatischen Ländern die protestantischen Gemeinden. In Afrika gebe es "inzwischen mehr Protestanten als in Nordamerika und Europa zusammen". Sie hoffe, dass "wir von diesen Kirchen wieder lernen, dass wir etwas Kostbares haben und dass wir das auch mit dieser Frische hier in Deutschland vertreten können", sagte Bosse-Huber.

Lauter und rebellischer

Bosse-Huber bejahte, dass die evangelische Kirche wieder zu Luther zurückfinden und lauter und rebellischer werden müsse. Sie versuche, "alles in meinen Möglichkeiten zu tun, dass wir die politisch Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen und anprangern, wo es so nicht weitergeht", sagte sie. Das bedeute aber auch, dass die Kirche sich fragen müsse, an welcher Stelle sie selbst anders werden müsse als sie sei.

4. November 2016