Schwaetzer: Journalisten Bollwerk gegen "postfaktisches Zeitalter"

Berlin (epd). Die Synodenpräses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, hat vor einer journalistischen Selbstbeschränkung bei der Berichterstattung über Populisten gewarnt. Es müsse auch über diejenigen geschrieben werden, "die die Grenze des Sagbaren zu den Rändern verschieben", sagte die frühere FDP-Politikerin am 17. November in der Evangelischen Journalistenschule (EJS) in Berlin. "Verschweigen ist keine Maßnahme zur Befriedung der Gesellschaft."

Zugleich wandte sich die Vorsitzende des EKD-Kirchenparlaments dagegen, bei der Sicht auf die Welt Tatsachen zu ignorieren: "Gegen das postfaktische Zeitalter hilft nur Aufklärung mit Fakten", sagte sie. Journalisten sollten "ein Bollwerk sein gegen die, die unsere Gesellschaft in die Emotionalität schieben wollen."

Zusammenhänge kritisch hinterfragen

"Demokratie lebt vom Diskurs und den Kontroversen", sagte Schwaetzer in einer Festrede zur Verabschiedung des 11. EJS-Jahrgangs. Sie rief die Journalisten dazu auf, auch scheinbar klare Zusammenhänge kritisch zu hinterfragen. "Nur wenn etwas folgerichtig erscheint, ist es nicht alternativlos." Als Beispiel nannte sie die Haltung der evangelischen Kirche in der Flüchtlingskrise. Sie vertrete weiterhin das starke Engagement der Kirche für die Geflüchteten. Inzwischen müsse man aber eingestehen, dass auch Anfragen an diese Haltung ihren Platz in der politischen Diskussion haben.

Die Präses nannte die Arbeit der Evangelischen Journalistenschule "eine der ganz wichtigen Aufgaben der Evangelischen Kirche in Deutschland" und lobte das Ausbildungskonzept, der Reflexion der professionellen Arbeit einen hohen Stellenwert beizumessen. "Es gibt sie, die guten Journalisten mit Berufsethos", sagte Schwaetzer.

Die Evangelische Journalistenschule bildet seit 1995 Redakteurinnen und Redakteure aus. Die Einrichtung gehört zum Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), der zentralen Medieneinrichtung der EKD, ihrer Gliedkirchen und Werke mit Sitz in Frankfurt am Main. GEP-Direktor Jörg Bollmann hob hervor, dass die Finanzierung der Evangelischen Journalistenschule für die kommenden Jahre gesichert sei. "Der nächste Jahrgang kann kommen, wir freuen uns darauf", sagte Bollmann. Der 12. Ausbildungsjahrgang beginnt Anfang Februar 2017 mit 16 Volontärinnen und Volontären. Unter dem Dach des GEP arbeiten unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd), das Magazin "chrismon" und das Internetportal "evangelisch.de".

18. November 2016