EKD kondoliert Kopten in Ägypten – Weltkirchenrat fordert mehr Schutz für Christen

Hannover/Genf. Mit Trauer und Entsetzen haben der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber auf den Anschlag auf koptische Christen in Kairo reagiert. "Wir trauern um die Kinder, Frauen und Männer, die in diesem abscheulichen Anschlag getötet worden sind“, heißt es in einem Kondolenzschreiben an das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Christen in Ägypten, Bischof Tawadros II. "Das Geschehen hat einmal mehr die Notwendigkeit unterstrichen, dass Christen in Solidarität zusammenstehen", betonen Bedford-Strohm und Bosse-Huber in ihrem Schreiben vom 12. Dezember. 

Weltkirchenrat fordert staatlichen Schutz für religiöse Minderheiten

Als Reaktion auf den Anschlag hat der Weltkirchenrat einen besseren staatlichen Schutz für religiöse Minderheiten im Nahen Osten verlangt. Die Behörden in Ägypten und anderen Ländern müssten Sicherheit für alle Bürger vor grausamen Verbrechen wie in Kairo garantieren, forderte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, am 12. Dezember in Genf.

Die Gewalt gegen Christen und auch andere religiöse Minderheiten im Nahen Osten müsse gestoppt werden. Tveit betonte, dass die Kirchen außerhalb des Nahen Ostens ihren bedrohten Glaubensbrüdern zur Seite stehen müssten. Gleichzeitig prangerte der Weltkirchenrat die Vertreibung von Christen durch Extremisten im Irak und in Syrien an.

Hunderttausende Christen auf der Flucht vor Gewalt und Terror

Hunderttausende Christen seien in den vergangenen Jahren aus Angst vor Gewalt und Terror aus den Krisenländern geflohen, heißt es in einer Studie des ÖRK und der Norwegischen Kirchenhilfe. In beiden Staaten seien viele Christen von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) getötet worden.

Bei einem der bislang schwersten Anschläge auf koptische Christen in Ägypten wurden mindestens 25 Menschen getötet. Wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete, wurden 49 weitere Menschen verletzt. Die Explosion ereignete sich am Morgen des 11. Dezember im Kairoer Stadtteil Abbassija nahe der bekannten koptischen Markus-Kathedrale.

In dem ÖRK-Bericht über Minderheiten im Irak und in Syrien wird betont, dass nur noch 250.000 Christen im Irak leben. Vor der US-geführten Invasion im Jahr 2003 hätten etwa 700.000 Christen in dem Zweistromland eine Heimat gehabt. Angehörige anderer Religionen verbänden das Christentum sehr stark mit dem Westen. Diese Assoziation mache Christen zur Zielscheibe von Extremisten.

Keine stabilen Verhältnisse durch Sieg der irakischen Armee über IS

Die Autoren des Berichts betonen, dass ein Sieg der irakischen Armee und ihrer Verbündeten über den IS keine stabilen Verhältnisse garantieren würde. Vielmehr seien neue Machtkämpfe zwischen den großen religiösen Gruppen der Schiiten und Sunniten möglich. Minderheiten wie Christen und Jesiden könnten dann leicht zu Opfern werden.

In dem Report heißt es weiter, dass der religiös motivierte Hass in Syrien noch nicht so stark ausgeprägt sei wie im Irak. Rund 300.000 Christen seien vor der Gewalt in dem Bürgerkriegsland geflohen. Vor Beginn des Konflikts 2011 hätten unter den gut 23 Millionen Syrern rund 1,7 Millionen Christen gelebt. Heute seien es noch 1,4 Millionen.

Die militärisch bedrängte IS-Terrormiliz "Islamischer Staat" kontrolliert Gebiete im Irak und in Syrien. Neben den Christen verfolgt der "Islamische Staat" auch andere Minderheiten wie die Jesiden. Im Irak startete die Armee mit Hilfe einer US-geführten Anti-Terrorkoalition und kurdischer Milizen Mitte Oktober die Rückeroberung von Mossul, einer Hochburg der Islamisten.

Koptische Kirche spricht von "feiger, verabscheuungswürdiger Tat"

Die koptische Kirche sprach in einer bei Facebook verbreiteten Erklärung von einer "feigen, verabscheuungswürdigen Tat". Zugleich appellierte sie an die nationale Einheit, die alle Ägypter auf dem gesegneten Boden des Landes zusammenbringe.

Kopten stellen etwa zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung. Immer wieder gibt es in dem Land am Nil Anschläge auf die Christen. In der Neujahrsnacht 2011 waren bei einer Explosion vor einer Kirche in der Stadt Alexandria 23 Menschen ums Leben gekommen. Im Oktober desselben Jahres kamen im Zentrum von Kairo mindestens 25 Menschen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Kopten und der Armee ums Leben. Die Kopten hatten gegen die Diskriminierung von Christen protestiert. Im August 2013, nachdem der islamistische Präsident Mohammed Mursi gestürzt worden war, kam es zu Gewaltexzessen von Islamisten. Sie zerstörten Dutzende Kirchen, Klöster, christliche Kliniken und Schulen.

epd/EKD

13. Dezember 2016