Kirchen in Berlin laden zum Gebet ein

Berlin (epd). Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten laden die Kirchen in der Hauptstadt zum Gebet und zum Innehalten ein. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in unmittelbarer Nähe des Anschlagortes sollte nach den Worten einer Mitarbeiterin ab 9 Uhr geöffnet werden. Am Morgen war die Kirche allerdings wegen der Spurensicherung noch nicht von der Polizei freigegeben. Das Wahrzeichen der westlichen Berliner Innenstadt liegt direkt am Ort der tödlichen Lastwagen-Fahrt.

Außerdem solle ab 11.30 Uhr ein Kondolenzbuch in der Kirche ausgelegt werden, hieß es. Um 13 Uhr ist ein Gebet und für 18 Uhr ein Gottesdienst geplant.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, sagte im ZDF-"Morgenmagazin": "Wir sind hier in Berlin alle sehr erschüttert." Nun brauchten die Angehörigen der Opfer "unser Mitgefühl – sie müssen spüren, dass sie nicht alleine sind". Der Bischof erinnerte daran, dass der Anschlag in der unmittelbaren Weihnachtszeit stattgefunden habe. Wichtig sei jetzt, Zusammenhalt zu zeigen mit den verschiedenen Religionen. Die Gedächtniskirche sei ein Zeichen für Versöhnung. Dröge sagte weiter: "Wir werden jetzt versuchen, diese Botschaft der Menschlichkeit stark zu machen."

Appell für Respekt und Besonnenheit

Der Bischof zeigte sich sehr dankbar für die besonnenen Reaktionen der Sicherheits- und Einsatzkräfte, aber auch der Politik. Er erwarte diese Besonnenheit von jedem, der Verantwortung trage. Er appellierte zugleich an diejenigen, die mit Parolen Kapital aus den Vorgängen schlagen wollten, Respekt für die Trauernden zu zeigen. "Wir werden uns nicht von der Unmenschlichkeit unterkriegen lassen", sagte Dröge.

Auch der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch zeigte sich schockiert von den Ereignissen. Im Gebet sei er bei den Opfern und ihren Angehörigen. Für 12 Uhr lud Koch in die St. Hedwigs-Kathedrale ein, um im Gebet und im Schweigen der Trauer Ausdruck zu geben. Koch dankte allen Sicherheitskräften und Sanitätern und Notfallseelsorgern für ihren Einsatz.

Nach der Lastwagen-Fahrt über einen Weihnachtsmarkt in der westlichen Berliner Innenstadt hat sich die Zahl der Todesopfer in der Nacht auf zwölf erhöht. Das teilte die Polizei über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Insgesamt 48 Menschen lägen, zum Teil schwer verletzt, in Krankenhäusern. Die Polizei sprach am frühen Dienstagmorgen zudem von einem "vermutlich terroristischen Anschlag". Für den Mittag wurde eine Pressekonferenz angekündigt, auf der weitere Einzelheiten mitgeteilt werden sollten.

20. Dezember 2016