Bischöfe predigen gegen die Angst und für Frieden

Knapp eine Woche nach dem Anschlag von Berlin rufen die Kirchen an Weihnachten zu Zuversicht und Zusammenhalt auf. Mahnende Worte aber bleiben nicht aus. Papst Franziskus lenkt den Blick auf Syrien.

Frankfurt a.M. (epd). Die Spitzenrepräsentanten der Kirchen in Deutschland haben an Weihnachten zu Mut, Gottvertrauen und gesellschaftlichem Zusammenhalt aufgerufen. Unter dem Eindruck des Anschlags von Berlin mit zwölf Toten warnten sie davor, sich von Terrorangst lähmen zu lassen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nannte Weihnachten eine "jubelnde Freudenbotschaft". Für den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, ist das Weihnachtsfest ein "Mutmacher zum Leben".

Papst Franziskus, der am ersten Feiertag in Rom den Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) spendete, verlangte stärkere Bemühungen zur Lösung weltweiter Konflikte. Unter anderem forderte er ein Ende des Blutvergießens in Syrien. Aleppo sei in den vergangenen Wochen "Schauplatz einer der grauenhaftesten Schlachten" gewesen. "Es ist Zeit, dass die Waffen endgültig schweigen und die internationale Gemeinschaft sich aktiv dafür einsetzt, dass eine Lösung auf dem Verhandlungsweg gefunden und das zivile Zusammenleben in diesem Land wieder hergestellt wird", sagte er.

Beim Weihnachtssegen erinnerte der Papst auch an die Opfer von Terroranschlägen: "Friede denen, die einen geliebten Menschen verloren haben durch grausame Terrorakte, die im Herzen vieler Länder und Städte Angst und Tod gesät haben."

Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Bedford-Strohm sagte am ersten Feiertag in der Münchner Matthäuskirche, die weihnachtliche Botschaft mache deutlich, dass die Zukunft kein dunkles Loch sei, weil Gott die Menschen nicht verlassen habe. Die Menschen könnten zuversichtlich sein, dass islamistische Fanatiker, denen Worte wie "Mitgefühl" fremd seien, oder rechtsradikale Ideologen, die menschliche Kälte ausstrahlten, nicht das letzte Wort hätten.

An Heiligabend hatte Bedford-Strohm in München eine Gruppe junger Flüchtlinge besucht. Trotz unterschiedlicher Standpunkte müssten die politischen Diskussionen über Flüchtlinge von Mitgefühl, Empathie und Menschenwürde bestimmt sein, forderte er.

Der Münchner Kardinal Marx warnte davor, sich von menschenverachtendem Terrorismus lähmen zu lassen. Dann hätten die "Mächte des Bösen" gewonnen, sagte der Erzbischof von München in seiner Predigt an Heiligabend im Liebfrauendom: "Wir lassen nicht zu, dass unser Herz, unser Miteinander in unserer Gesellschaft vergiftet wird, zerstört wird durch Angst, Hass, Misstrauen und Unversöhnlichkeit."

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, sagte in seiner Weihnachtspredigt, die Weihnachtstage böten die Chance, innezuhalten, sich zurückzunehmen, nachdenklich zu sein und, mehr als es sonst im normalen Alltag vielleicht möglich ist, Mitgefühl und Traurigkeit zuzulassen. Vorschnelle politische Interpretationen und Aktionismus sollten einmal ruhen. "In Berlin denken wir besonders an die Opfer der Terrortat, an die Verletzten, an alle Trauernden", fügte Dröge hinzu.

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch warnte, mit dem Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz seien nicht nur Tote und Verletzte zu beklagen, sondern es wüchsen auch die Angst und der Hass. Es sei eine Unverschämtheit, wenn die Opfer des Anschlags vom vergangenen Montag jetzt auch für populistische Parolen herhalten müssten.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sagte im ARD-Fernsehgottesdienst an Heiligabend, angesichts des Anschlags in Berlin seien Botschaften gegen die Angst und für den Frieden gefragt. Es sei wichtig, die christliche Friedensbotschaft mit in den Alltag zu nehmen. Auch in konfliktreichen Zeiten mit Terror und Kriegen weltweit gelte Jesu Liebesgebot, das Fremde und auch Feinde einschließe.

16. Dezember 2016