Rheinische Kirche grenzt sich von AfD-Positionen ab

Bad Neuenahr (epd). Klare Kante der Evangelischen Kirche im Rheinland gegen Rechtspopulismus: Der Präses der 2,6 Millionen Mitglieder zählenden Landeskirche, Manfred Rekowski, hat der AfD in Bad Neuenahr eine "Pervertierung des christlichen Glaubens" vorgeworfen. In seinem Jahresbericht vor der Synode seiner Kirche kündigte der Theologe "massiven Widerstand" gegen eine deutsche Leitkultur an, die Juden und Muslimen keinen Platz in der Gesellschaft lässt. Von den Synodalen erhielt Rekowski viel Unterstützung für seine Linie. Die Debatte über den Umgang mit der AfD, die auch in der Kirche Anhänger hat, stehe aber erst am Anfang, hieß es.

Der Glaube an Gott, der die Welt und die Menschen liebe, habe nichts gemein mit Hass gegen einzelne Menschen oder Menschengruppen, sagte Rekowski vor dem Kirchenparlament. "Das ist keine Alternative für Christen, sondern eine Pervertierung des christlichen Glaubens." Es sei "ein falsches Zeugnis", wenn die AfD ihre Politik in ihrem Grundsatzprogramm mit einer diffusen "religiösen Überlieferung des Christentums" begründe. In der aktuellen politischen Diskussion würden "Positionen vertreten, die deutlich der christlichen Botschaft widersprechen, obwohl das Etikett 'christlich' benutzt wird".

"Wir müssen versuchen, zu begreifen, was sie bewegt"

Der leitende Theologe der zweitgrößten deutschen Landeskirche warnte, aus dem universalen Evangelium dürfe "keine national begrenzte Religion werden", weil die Botschaft Jesu allen Menschen in gleicher Weise gelte: "Christus selbst taugt nicht ansatzweise zum Kronzeugen nationaler Identität." Die Wuppertaler Superintendentin Ilka Federschmidt, in deren Kirchenkreis ein Presbyter bei der NRW-Landtagswahl im Mai für die AfD kandidieren will, warnte, Rechtsaußen-Parteien dürften dem Christentum nicht vorschreiben wollen, "wie es zu sein hat, um ein rechtes deutsches Christentum zu sein".

Auch ein pensionierter Pfarrer der rheinischen Kirche tritt bei der Landtagswahl für die AfD an. Der Vizepräses der Landeskirche, Christoph Pistorius, kündigte an, beim "Überschreiten roter Linien" durch kirchliche Beschäftigte werde nicht zugesehen. Es gebe Positionen der Partei, die nicht mit Grundpositionen der Landeskirche übereinstimmten.

Rekowski betonte: "Wahlergebnisse im zweistelligen Bereich können wir nicht ignorieren." Die Fragen und Verunsicherungen der AfD-Wähler gelte es ernst zu nehmen: "Wir müssen versuchen, zu begreifen, was sie bewegt."

Profil zeigen, um Menschen zu erreichen

An die Parteien in Deutschland appellierte Rekowski in seinem Jahresbericht, soziale Gerechtigkeit zu einem bestimmenden Thema der Wahlkämpfe in diesem Jahr zu machen. Es sei ein politischer Streit um tragfähige Lösungen zur Bekämpfung von Armutsursachen nötig. Sonst drohe eine gespaltene Gesellschaft und der Staat könnte die Loyalität seiner Bürger verlieren, warnte der 58-jährige Theologe. "Davon profitieren in der Regel nur radikale oder populistische Bewegungen, die mit einfachen Antworten auf komplexe Verhältnisse reagieren." Im Herbst finden Bundestagswahlen und im Frühjahr Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Schleswig-Holstein statt.

Die über 700 Gemeinden zwischen Niederrhein und Saar ermunterte der Präses mit Blick auf das 500. Jubiläum der Reformation in diesem Jahr, Veränderungen zu wagen und mehr Profil zu zeigen, um die Menschen auch in Zukunft zu erreichen.

9. Januar 2017