Landeskirche würdigt Niemöller als Versöhner und Friedensaktivisten

Frankfurt a.M. (epd). Mit einem Festakt hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am 15. Januar den 125. Geburtstag ihres ersten Kirchenpräsidenten Martin Niemöller (1892-1984) begangen. Sein Amtsnachfolger Volker Jung bezeichnete den Gegner des NS-Regimes und der Wiederbewaffnung in der jungen Bundesrepublik als wegweisenden evangelischen Theologen, dem die "großen Aufgaben der Versöhnung und der Sicherung des Friedens besonders am Herzen lagen".

Niemöllers gesellschaftspolitisches Engagement habe sich dabei vor allem aus einer tiefen Frömmigkeit heraus gespeist, sagte Jung in der Frankfurter Katharinenkirche. So würden beispielsweise in seinen Predigen selten politische Themen direkt angesprochen. Trotzdem seien seine Kanzelreden "zutiefst politisch", weil sie dazu anregten, nach den Konsequenzen der biblischen Botschaft im persönlichen und gesellschaftlichen Leben zu fragen.

In diesen Zusammenhang gehört laut Jung auch Niemöllers immer wiederkehrende Leitfrage "Was würde Jesus dazu sagen?". Diese richte den Blick auf die besondere Verantwortung, Not und menschliches Leid nicht zu verdrängen, "sondern sich aus dem christlichen Glauben heraus für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen".

Angstfrei und glaubwürdig

Durch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus hat Niemöller nach Jungs Worten zudem die Einsicht gewonnen, dass sich Menschen nicht von "einfachen Rettungs- und Erlösungsfantasien" verführen lassen dürfen. Angesichts eines zunehmenden politischen Populismus in Deutschland und der Welt sei dies eine "erschreckend aktuelle Dimension des Denkens von Niemöller", sagte Jung. Eine seiner zentralen Positionen sei es gewesen, nicht in einer Fixierung auf die "abendländische Kultur" das Heil zu sehen.

Gastrednerin beim Festakt war die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Ellen Ueberschär. Sie würdigte Niemöller "als prägende Gestalt" der Kirchentage im Nachkriegsdeutschland. "Seine unverwechselbare Stimme ist für viele Teilnehmende in allen Jahrzehnten der Kirchentagsgeschichte ein Symbol für Glaubwürdigkeit und konsequentes Handeln aus christlichem Gewissen gewesen", sagte die Theologin. Wichtige Merkmale seien auch "seine Angstfreiheit und die Glaubwürdigkeit seiner Frömmigkeit", gewesen. 

In der Festveranstaltung wurde auch eine neue Biografie über den Theologen präsentiert. Das Buch des Autors Michael Heymel "Martin Niemöller. Vom Marineoffizier zum Friedenskämpfer" schildert den Weg des im westfälischen Lippstadt geborenen Pfarrersohns vom kaiserlichen Marineoffizier zum Widerstandskämpfer und Pazifisten.

16. Januar 2017