Kardinal Koch würdigt "Gaben" der Reformation

Rom (epd). Zum Auftakt der Gebetswoche für die Einheit der Christen hat der Präsident des päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch, positive Auswirkungen der Reformation gewürdigt. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Rom sprach er von "Gaben, die uns durch die Reformation geschenkt worden sind". Katholiken und Lutheraner müssten aber auch Buße tun angesichts der "grausamen Spaltungen und Kriege" der Reformationszeit, sagte Koch. "Wir können Geschehenes nicht auslöschen, aber wir wollen nicht zulassen, dass es weiter unsere Beziehungen vergiftet. "

Um zur Einheit der Christen zu gelangen, müssen beide Seiten nach Kochs Auffassung zur Umkehr bereit sein. Während die evangelischen Kirchen die Freiheit des einzelnen betonten, sei für die katholische Kirche der Rückbezug auf die Tradition wichtig. Dies dürfe jedoch nicht eine "Umkehrverweigerung" zur Folge haben, sagte er mit Blick auf die eigene Kirche.

Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, begrüßte bei dem Gottesdienst die Überwindung feindseliger Verhaltensweisen zwischen beiden Konfessionen, die in Rom spürbar sei.  Anstelle des "Rechthabens" herrsche mittlerweile die Bereitschaft vor, gemeinsam zu beten und Gottesdienst zu feiern.

Kurschus war im Rahmen des Europäischen Stationenwegs nach Rom gekommen, der zum 500.  Reformationsjubiläum an zahlreichen Orten veranstaltet wurde, an denen der Reformator Martin Luther wirkte. In diesem Zusammenhang erinnerte sie daran, dass das Reformationsgedenken erstmals nicht der Abgrenzung von der katholischen Kirche diene.

19. Januar 2017